Mittwoch, 16. November 2011

15. November, Tag des unbekannten Googlers

Gestern war der Tag des unbekannten Googlers http://wiesenraute.de/2011/11/15/15-november-tag-des-unbekannten-googlers/>hier bei Nic West,http://soypercanta.blogspot.com/2008/11/tag-des-unbekannten-googlers.html>hier 2008 bei mir, vorher gibt es http://soypercanta.blogspot.com/2007/11/google-leser-fragen-percanta-antwortet.html>"Leser fragen", aber 2009 und 2010 hab ich vergessen. Also, ganz. Dieses Jahr nur einen Tag.)

In diesem Sinne wieder:
Lieber unbekannter Googler, heute werden Deine Fragen ernsthaft beantwortet und Deine Kommentare kommentiert, heute suchst Du nicht ins Leere hinein, sondern begegnest einem realen Gegenüber. Zuerst bist Du dran, dann wir.

1. berliner brot mit mandeln oder nüssen
Mit Mandeln UND Nüssen! Und Schokostücken.

2. obst buenos aires, märz
Im März ist dort Spätsommer, und Argentinien hat ja klimatisch alles zu bieten. Also dürften Sie dort auch ein sehr breites Spektrum von Obst finden. Dürften Sie, wenn Sie an den richtigen Stellen suchen, zum Beispiel bei peruanischen Obst- und Gemüsehändlern. Die Argentinier ("der Argentinier an sich") hält es eher so, dass er nicht frisst, was er nicht kennt. Er kennt ganz gut Fleisch und Salat (aus Tomaten und Zwiebeln), Pasta und Pizza, und im Bereich Obst: Äpfel, Birnen, Bananen, Weintrauben. Auch im März in Buenos Aires.

3. schrauben
So wie Nägel, aber mit Dauerwelle.

4. wie erhalte ich meine locken unter der mütze
Da fragen Sie die richtige. Aber ich denke, feuchte Luft könnte helfen, darum würde ich es mit einer Nebelmaschine im Mützenfutter versuchen.

5. höflichst bitten synonym
überaus höflich bitte, sehr sehr höflich bitten, extrem höflich bitten, voll höflich so bitten, echt krass höflich bitten.

6. nur kniestrümpfe england winter
Ich würde an Ihrer Stelle etwas mehr anziehen. Ich weiß nicht, wie prüde die Engländer ("der Engländer an sich") sind, aber nur Kniestrümpfe? Ich weiß nicht.

7. steh ich hier im kurzen hemd
Sehen Sie, tun Sie sich mit dem Frager aus 6. zusammen, schon wird fast sowas wie Kleidung draus.

8. zibezi
Sagt die Meise, sagt mein Sohn. (Würde eine Zweitmeinung einholen.)

9. schublade artig knie
Sie haben sich an der Schublade die Knie artig angehauen? Nur artige Knie kommen in die Schublade? Wenn Du nicht artig bist, leg ich die Schublade über's Knie? Etwas mehr Kontext bitte!

10. hochachtungsvoll steigerung
Reicht doch eigentlich, oder? Ansonsten: Höchstachtungssternhagelvoll.

11. plan blumen
Sehr guter Plan.

12. zimt geschichte
und
13. nuss geschichte
Ich möchte Sie gerne an die einschlägige Vorweihnachtsliteratur verweisen. Vielleicht erbarmt sich auch jemand in den Kommentaren.

14. magischer realismus john irving
Der Magische Realismus ist, wie Sie wissen, eine literarische Strömung, die sich nach Vorläufern in den 1920ern in den 1960er Jahren in Lateinamerika einen Namen gemacht hat. Das wunderbar Wirkliche sollte dabei als natürliches Element in den Alltag integriert sein. Die lateinamerikanischen Vordenker dieser Richtung meinen, dass dieses Denken den Europäern und auch anderen modernen Industrienationen, die Irving vertreten dürfte, nicht mehr möglich sei. Ob ein Bär reicht? Ich glaube nicht. Aber wir können diesen Gedanken gerne weiterspinnen.

15. der vollständig halber
Der Vollständigkeit halber: Der Vollständigkeit halber!
(Suffixe sind auch nur Menschen wie Du und ich!)

16. taufspruch eichhörnchen
Mit Eichhörnchen fällt mir auch keiner ein. Aber ich habe einen sehr schönen mit Einhörnern:

"Aber du, HErr, sei nicht ferne; meine Stärke, eile, mir zu helfen! Errette meine Seele vom Schwert, meine einsame von den Hunden! Hilf mir aus dem Rachen des Löwen und errette mich von den Einhörnern. (Psalm 22, 20-22)

Eigentlich ein Grund für ein weiteres Kind.


17. facebook der name enthält zu viele wörter
JA DOCH! ICH WEISS!

18. schöne neologismen
Mein liebster selbstgeschmiedeter Neologismus, gestern angesichts des Wetters, von der Presse schnöde als "Inversionswetterlage mit Industrieschnee" bezeichnet: Schneebel.

(Extrafrage 19. Percanta fragt: Warum gehen die Links in diesem Post nicht normal?!
Keine Ahnung, ich weiß auch, dass das bescheuert aussieht!)

Vielen Dank, gern geschehen, bist nächstes Jahr im November.

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Jahreszeiten

Das mit den Jahreszeiten ist gar nicht so einfach, vor allem nicht, wenn man erst zwei und der letzte Herbst ein halbes Leben her ist. Im Kindergarten sind die Jahreszeiten zwar immer wieder und in liebevoller Ausgestaltung Thema, jetzt zum Beispiel werden Kastanienketten gefädelt, die Kinder erzählen Igelgeschichten und basteln Igel mit Ahorn-Nasen, sie feiern Erntedank, machen eine Kartoffelwoche, bemalen Laternen und lernen Martinslieder. Es ist auch nicht so, dass Zweijährige die Veränderungen in der Natur nicht bemerken würden, und entsprechend sang Baby B ein Laternelied (ein Musterbeispiel des Textefalschverstehen, übrigens) "der Jäger in dem grünen Wald... mit der Tür geknallt... piff puff" und beschwerte sich dann nicht etwa über die Türen im Wald, sondern fragte kritisch nach, "warum grüner Wald? Warum nicht rot?" Auch haben wir natürlich morgens regelmäßig Diskussionen darüber, ob er Sandalen anziehen darf (nein) und ob er wirklich einen Schal tragen soll (ja), und thematisieren somit täglich, wie das mit dem Wetter ist. Und dennoch ist diese Sache mit Wetterlage über längere Phasen und wie das mit den Jahreszeiten zusammenhängt nicht ganz zu verstehen.
Heute früh etwa ging Baby B mit seinen neuen Winterschuhen los, stand dann vor der Haustür im ihn umwehenden Laub und bemerkte überaus zufrieden: "Guck, Mami, Wind! Und ich hab neue Windschuhe!"
Und heute Nachmittag ließ er sich einen Luftballon aufblasen, der noch vom Wahlkampf kam; der Slogan "mein Herz schlägt grün" war in Farbe und Form des Ballons umgesetzt. Nachdenklich drehte er den Herzballon in der Hand. "Der ist der Herbs, Mami? Der ist der Herbs, der macht die Blätter bunter, wirft die Äpfel runter?"

(Unerfreulicher Nachtrag: Leider ist der Herbs 2011 etwas später am 26. Oktober geplatzt, als ein Kleinkind mit ihm hingefallen ist.)

Donnerstag, 22. September 2011

Baby T.

22. September 2011. Und alles ist neu und anders und wundervoll.
Willkommen, kleines Menschlein. Willkommen, lieber Neffe. Willkommen, willkommen!
Bruder #1 muss nicht weinen, ich aber doch.
Und B. sagt: "Das neue Baby ist mein Freund."
Hach.

Montag, 29. August 2011

Haus und Hof

Montag Morgen. Ich stehe früh auf, wir müssen alle zur Arbeit und in die Kita, und ich will vor dem Frühstück noch duschen. Also schleiche ich mich aus dem Schlafzimmer, gucke mich nochmal um, der kleine Mann ist nach einer unruhigen Nacht irgendwann bei uns gelandet und schläft auf der linken, der große auf der rechten Seite des Betts, alles friedlich. In der Küche bereite ich das Frühstück vor, Kaffee, Tee, Kakao, stelle den Ofen für Croissants an, decke den Tisch. Bereite die Brotdose für die Kita vor, freue mich dabei über die Reste der gelungenen Quiche von gestern, die in die Proviantboxen kommen, stelle auch den aus selbstgepflückten Pflaumen gebackenen Kuchen raus, vielleicht mag jemand schon morgens. Restliche Pflaumen und ebenfalls selbstgepflückte Äpfel aus dem eigenen Garten kommen jedenfalls in die Taschen. Draußen fetzen die Wolken vorbei, es wird wieder kein Sommertag, aber obwohl uns eine ganz normale Arbeitswoche erwartet, bin ich guter Stimmung, genieße, bevor es losgeht, diesen kleinen Hausfrauenmoment, wo ich alles für meine Lieben bereite, die noch schlummern. Alles gar nicht so verkehrt.
Dann will ich duschen, die Therme springt nicht an, das Wasser bleibt eisig und lässt sich auch durch wiederholte Versuche, den Wasserdruck zu steigern und das Gas wieder anzuwerfen, nicht erhitzen. Über das halbnackte und erfolglose Gefriemel an der Therme ist es spät geworden, duschen schaffe ich nicht mehr. Schnell waschen und anziehen. Dann taucht auch schon ein freundliches Kind im Bad auf, wird, wenn wir schon da sind, direkt gewickelt und angezogen, setzt sich dann immer noch gut gelaunt an den Tisch, trinkt seinen Kakao und übergibt sich umgehend im hohen Bogen, über sich, mich und den Küchenboden. Einen Infekt hat er nicht, aber nach Nächten mit Husten passiert das manchmal. Also Kind trösten, Boden wischen, uns beide nochmal mit kaltem Wasser waschen und umziehen. Sein und mein Frühstück ist damit beendet, und wegen des strengen Geruchs in der Küche frühstückt auch der Liebste doch lieber nicht am gedeckten Tisch, sondern im Wohnzimmer. Dann noch eine kleine schlechte Nachricht in Empfang nehmen und wir sind schon wieder in Eile und werden - wahrscheinlich trotz des Kleiderwechsels säuerlich riechend - zu spät kommen.
Aber für einen kleinen Moment sah es fast wie ein Idyll aus.

Freitag, 26. August 2011

Die Sprache der Blumen

Man soll ja mit Pflanzen sprechen. Ein guter Anfang für eine gelungene Beziehung zu Grünzeug ist bestimmt, sie auf persönlicher Ebene anreden zu können. Namen sind da hilfreich.
Seit Baby B weiß, dass die Pflanze auf dem Balkon eine "Schwarzäugige Susanne" ist, hat er das Prinzip verstanden. Er übergeneralisiert allerdings ein bisschen und spricht nun alle gelben Blumen gleich an. So kommt er mit dem Lieblings-Süditaliener an den Pflanzen im Treppenhaus vorbei, zeigt auf die Sonnenblume und erklärt: "Heißt Susi."
Vielleicht kaufen wir jetzt noch ein Fleißiges Lieschen.

Donnerstag, 7. Juli 2011

Zufall

Textaufgabe:
Auf einem Symposium.

Von den fünf vortragenden Frauen sind alle fünf promoviert, vier auch habilitiert.
Von den fünf vortragenden Frauen haben drei eine Professur.
Drei der vortragenden Frauen haben keine Kinder.

Die anderen beiden sind alleinerziehende Mütter.
Ordnen Sie zu. Begründen Sie Ihre Entscheidung.

Schweine steigern

Vor einiger Zeit lernten wir die Meerschweinchen im Nachbargarten kennen. Drei verschiedenfarbige Meerschweinchen, die sich in ihrem Häuschen zusammenkauern oder ans Gitter des Freigeheges kommen, um sich mit Gänseblümchen füttern und die Nasen streicheln zu lassen. Baby B. mag die "Aninchen", und so statten wir ihnen regelmäßig Besuche ab. Kürzlich also:

B: "Aninchen gucken, Mami, ja?"
Ich: "Ja, lauf rüber, aber eigentlich heißen die Meerschweinchen. Guck, sie haben ganz kurze Ohren. Das sind Meerschweinchen, nicht Kaninchen."
B. füttert sie, freut sich und macht Grunzgeräusche: "Guck, Mami, Wildschweine!"

Heute:
B: "Wo die Aninchen, Mami?"
Ich: "Guck, die haben sich da alle zusammengekauert. Aber sie heißen "Meerschweinchen", weißt Du noch?"
B: "Aninchen streicheln, ja?"
Deutlich später, als eines der Meerschweinchen zutraulich ans Gitter kommt und er es lange füttern und streicheln kann, ruft er mich aufgeregt:
"Mami, guck! Streichel ich Vielschweinchen!"

Ein Vielschweinchen, zwei Mehrschweinchen, drei Ammeistenschweinchen im Nachbarsgarten.

Dienstag, 7. Juni 2011

Wo

Seine liebste und ständige, hunderttausendfach gestellte Frage ist: "Wo?"
Und meine auch, denn er versteckt Dinge bzw., wie er sagt, er räumt auf. Seit etwa einer Woche suche ich seinen Sonnenhut, erfolglos. (Sachdienliche Hinweise oder wilde Vermutungen werden gerne entgegengenommen.) Durch Zufallsfunde der letzten Tage sind dagegen wieder aufgetaucht:

Die Holzeisenbahn in der geschwungenen Rücklehne des Korbsessels.
Die Memory-Karten zwischen den CDs.
Ein kompletter Satz Würfel in meinen Schuhen.
Das Polizeiauto in der Werkzeugkiste.
Beide Bälle im Flurschränkchen.
Omas Brille ganz hinten beim Nähgarn.
Mein Durchschlag in seiner Küche.
Die Container aus dem Containerschiff im Bücherregal.
Seine Malsachen, der Memorykoffer und die Playmomännchen in meinem Schreibtisch.
Das kleine gelbe Auto in der Waschmaschine.

Zweijährige, die aufräumen, sind eine großartige Vorbereitung auf Alzheimer.

Montag, 6. Juni 2011

Sommersprossen

Nach einem Wochenende in der Jugendherberge hatte ich das dringende Bedürfnis, Brot aller Arten aus meinem Speiseplan zu streichen. Es wurde ersetzt durch Obst und Joghurt am Morgen, mittags gab es Salat in der Mensa. Das Salatbuffet ist appetitlich, vielfältig und lecker, die Umstellung war kein Verzicht, sondern Genuss, und nach knapp zwei Wochen im Kaninchenmodus fühlte ich mich deutlich besser als vorher. Dann kam Ehec, und die Mensa - wir wohnen immerhin in einem der Bundesländer des Bösen - strich Tag für Tag mehr aus dem Salatangebot. Erst gab es keine spanischen und deutschen Gurken und Tomaten mehr, dann unabhängig von der Herkunft gar keine Blattsalate, Tomaten und Gurken mehr, dann überhaupt nichts, was man nicht vernünftig schälen kann oder was nicht aus der Erde oder aus Dosen kommt. (Wieso man Gurken nicht einfach schält, habe ich mich von Anfang an gefragt, aber gut.) Statt Grünzeug gab es Farbiges, Möhren, Bohnen, Mais waren die neuen Basics, ergänzt um neue Schmankerl, die sonst nicht Teil des Mensaangebots sind, wie jede Menge Sämereien und Sprossen. Über die habe ich mich gefreut und meine Salatteller entsprechend bestückt. Viel Möhren, viele Keimlinge, viele Sprossen.
Die neuesten Entwicklungen entbehren nicht einer gewissen Komik.

Sonntag, 5. Juni 2011

Juni

Wenn die meisten Freunde Wissenschaftler oder Freiberufler sind, scheitern abendliche Verabredungen nicht mehr daran, dass jemand schon "was vor" hat, sonderndass alle "noch arbeiten" müssen. Gestern, kinderfreier Samstagabend, haben wir es trotzdem geschafft. Vier müde erwachsene Leute um einen Tisch, nur eine kam kam gut eine Stunde später nach, "bist Du fertig geworden?", "Nein, aber mein heutiges Pensum geschafft." Eine Weile geht es noch um die aktuellen Aufgaben, wir hängen gedanklich noch am Schreibtisch, an der Deadline oder am beängstigenden Berg des Großprojekts, dann entspannen wir langsam. Ein Sommerabend draußen, sollte man viel öfter haben, morgen soll es gewittern, hoffentlich ist der Sommer dann nicht schon vorbei. Pizza ohne Rucola, aber die Tomaten auf den Crostini essen wir mit, lebe wild und gefährlich. Was kann man eigentlich noch essen? Erdbeeren kann man nicht schälen, aber essen muss man sie, ohne Erdbeeren geht es nicht, da sind wir uns einig. Rhabarber, sagt einer, oh, Rhabarberkuchen, ja, "gibt es schon Rhabarber?", fragt er, "die Rhabarberzeit ist um", sagt sie, und wir gucken alle einen Moment ins Leere, betreten, keiner von uns hat dieses Jahr Rhabarber gegessen, vorbei, verpasst.

Freitag, 27. Mai 2011

Gedankenlos, herzlos

Neben mir an der Ampel hält ein junger Vespafahrer. Am Zündschlüssel baumelt ein kleines Auto.
Das tut dem Roller doch auch weh!

Montag, 23. Mai 2011

Eigenarten, Weltsichten

Endlich hat Wolfgang Herrndorf wieder geschrieben. Die Abstände zwischen seinen Einträgen sind lang, und abgesehen davon, dass man wegen der Großartigkeit des Geschriebenen gern mehr davon läse, wird einem etwas bang bei so langen Pausen. Aber heute steht dort wieder etwas, zum Beispiel dieses:

Passig erzählt, daß sie zu jedem Wort, das sie kennt (von banalen Wörtern wie Präpositionen abgesehen), weiß, wo sie es zum ersten Mal gehört hat. Und sie dachte bis jetzt, es ginge jedem so. Ich hatte mal eine Freundin, D., die, sobald sie sich hinlegte und die Augen schloß, Traumbilder vor sich ablaufen sah wie in richtigen Träumen. Dachte auch, das ginge jedem so.

Wozu mir einfällt, dass ich mich zwar nur bei wenigen Wörtern an den Erstkontakt erinnere, dafür aber meistens mit Untertiteln höre. Wenn jemand - jemand anders oder ich selbst - spricht, sehe ich das Gesproche in Untertiteln durchlaufen. Nicht immer, aber häufig, und sobald ich davon erzählt habe, wieder verstärkt. Je bewusster ich spreche oder zuhöre, desto zuverlässiger erscheinen die Untertitel. Auch ich habe das für normal gehalten, bis ich es kurz vor dem Abi mal jemandem erzählte.
Ich habe so früh lesen gelernt, dass ich mich nicht erinnere, wie Hören ohne Verschriftlichung war, aber bis heute ist es ein Problem, etwas nur nach Gehör zu verstehen, wenn ich nicht weiß, wie man es schreibt. Fremdsprachen nur nach Hörverstehen zu lernen? Mir schier unmöglich. Eigennamen kann ich mir nicht merken, wenn ich keine Vorstellung von der Schreibweise habe, weshalb ich das immer als erstes frage, sonst ist da eine unscharfe Stelle im eingeblendeten Text. Und die permanente falsche Aussprache des Namens von der Leyen ärgert mich doppelt, weil es in der Unterzeile bei mir dann wie "Vónderlein" aussieht, was ja Quatsch ist. Die zu Schulzeiten geführten Diskussionen über die korrekte schriftliche Wiedergabe von Äußerungen wie zustimmendem "mhmmhm", ablehnendem "'m-'m" oder abwägendem "hmm" waren wichtiger, als meine Gesprächspartner geahnt haben dürften. Ablehnungsgeräusche kann ich bis heute nicht scharf erkennen.

Und in welcher privaten Normalität bewegt sich Ihre Wahrnehmung?

Freitag, 20. Mai 2011

Gefunden

Den Nachmittag haben Baby B und ich großen und etwas wilden Garten des Hauses verbracht, trotz des schönen Wetters waren wir ganz allein, nur das Nachbarschaf war auch draußen. Zum ersten Mal seit 2,5 Jahren habe ich ein ganzes Kapitel lesen können, während ich mit Kind unterwegs war, denn er saß zufrieden im Sandkasten, baggerte und schichtete Steine um, stromerte durch unseren und die beiden Nachbargärten und holte sich ab und zu eine Erdbeere ab. Ein bisschen Ballschieß auf der Klee- und Gänseblümchenwiese, dann haben wir dieselben Gänseblümchen gepflückt und - auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin - ihm einen Kranz daraus gebunden. Bei dem vielen Klee musste ich an den Sommer vor nun 3 Jahren denken, da hatte ich mit einem Vorabexemplar meiner Diss auf einem niedrigen Mäuerchen auf dem Campus gesessen und auf meinen Doktorvater gewartet. Um mich herum ein Meer aus Klee, ich zupfte gedankenverloren ein wenig daran herum und fand, kaum suchend, direkt neben mir vier vierblättrige Kleeblätter. Kurz darauf bekam ich die erwünschte Note für meine Doktorarbeit, bestand mit der gleichen Note die Disputation und hielt in der gleichen Woche einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand, Baby B. Das vierte vierblättrige Kleeblatt schenkte ich meiner Freundin und Kollegin. Sie hat ihre Habil glänzend bestanden.
Vierblättrigen Klee gibt es bestimmt nur an dieser Stelle vor dem Prüfungsamt, dachte ich heute im Garten, Glücksbringer wachsen dort, wo sie gebraucht werden, und da sind ja leider letztes Jahr die Bagger durchgegangen. Ich beugte mich dennoch zum Kleeteppich unter mir und fand, direkt neben meinem Fuß, ein Vierblättriges. Nur eines.
Jetzt bin ich gespannt.



Donnerstag, 5. Mai 2011

Spracherwerb mit der Mafia

Unser liebster Süditaliener (im folgenden S.I.) und Baby B (B.B.) gucken ein Bilderbuch an.

S.I.: "Und das ist ein großer Flugdrache."

B.B.: "Äh?"
S.I.: "Ein Flugdrache. Flugdrache."
B.B.: "Blutrache."

Der Rest ist Schweigen.

Dienstag, 12. April 2011

Alles wird gut

Ein Trennungskind lernt früh, dass nicht alle seine Bezugspersonen immer bei ihm sind. Um Verunsicherungen zu vermeiden, ist zum Beispiel auf einen festen Rhythmus und auf Verlässlichkeit zu achten; bewährte Erklärungen werden wiederholt, um Stabilität zu erzeugen. Bringe ich Baby B. in die Kita, fragt er selbst nach, ob ich ihn abhole, bzw. er fordert es mit festem Blick ein, bevor er juchzend zu den anderen Kindern rennt: "Ab, Mami!" Wenn ich weggehe, ist die von ihm am besten akzeptierte Erklärung, dass ich an die Uni muss. Geht der Liebste aus dem Haus, geht auch er in die Uni, immer. "Mami Uni. S. auch Uni." Wichtig ist dann noch, dass der Fortgehende wiederkommt. "Kommt wieder", beruhigt er sich und uns. Diese Muster gelten nicht nur für das Kommen und Gehen der Eltern und seinen eigenen Wechsel zwischen zwei Wohnungen und der Kita, sondern auch für alle anderen Lebensbereiche. Wenn wir beispielsweise gemeinsam einkaufen gehen und ich für einen kurzen Augenblick in einem anderen Gang verschwinde, kommentiert er prompt: "Mami Uni." "Frau auch Uni?", fragt er die Dame, die uns auf dem Weg nach Hause entgegenkommt, und wenn Opa abreist, muss auch der in die Uni. Kommt aber wieder.
Gestern standen wir im Bad und leerten gemeinsam sein Töpfchen aus. Baby B. warf Papier ins Klo, spülte selbst und blickte lange in das sich beruhigende Wasser. "Wo AA?", fragte er dann alarmiert, "wo AA, Mami, AA wo?!" Man hat nicht immer Nerv zu langen Erklärungen, also speiste ich ihn mit einem knappen "weg" ab. Er sah mich tröstend an. "Kommt wieder, Mami."

Dienstag, 5. April 2011

Veranstaltungshinweis für Hamburg: KINO

Werbung!
In Hamburg / St. Pauli kuratiert mein liebster Cousin Neiki eine Filmreihe: "plakatieren verboten - die street art reihe." Die Filme laufen im b-movie in (auf?) St.Pauli.
Dafür möchte ich dringend werben, am besten in seinen eigenen Worten:



liebe kino- und kunstfreunde,
in diesem monat wird im b-movie "plakatieren verboten - die street art reihe" gezeigt.
zusammen mit manja malz kuratiere ich diese reihe. wir haben ein sehenswertes programm zusammengestellt und wollen euch natürlich alle filme ans herz legen.
bereits gestern wurde die reihe eröffnet mit dem banksy-film "exit through the gift shop" (weitere vorführungen am 21.4, 28.4. und 1.5.).
des weiteren zeigen wir "inside out" (dänemark 2005), "rash" (australien 2007) und "unlike u - trainwriting in berlin" (deutschland 2010).
alle termine und informationen zu den filmen findet ihr auf der seite vom b-movie .
an zwei abenden (2.4. und 30.4.) zeigen wir außerdem unter dem titel "urban art & performance art" verschiedene kurzfilme, die sich um die künstlerische auseinandersetzung mit dem öffentlichen raum drehen. so z.b. die großartigen berliner filme "fliegenpflicht für quadratköpfe", "die neonorangene kuh" oder den australischen "the mystery of flying kicks".

nicht zuletzt gibt es den "schnipselabend" (16.4.), an dem wir ein buntes sammelsurium aktueller internet(kurz)filme zum thema zeigen und damit stärker auf die ganze bandbreite sowie neue strömungen der urban art eingehen.
das kino b-movie findet ihr in der brigittenstraße 5 (im hinterhof) auf st. pauli.
kommt vorbei, schaut's euch an und habt freude an diesen tollen filmen!


Also, Hamburger! Da geht Ihr alle hin, ja? Fein.

(Und Hamburger Blogger dürfen natürlich auch den Flyer mitnehmen und Werbung machen.)

Freitag, 1. April 2011

Erscheinungen

Ein kurzer Eintrag zwischendurch, ich muss mich dann noch um unser Nutzvieh kümmern.
Der neuste Spleen des Kindes, bei den Großeltern begonnen, nun auch hier: Er deutet mit sparsamer Gestik, den Arm eng am Körper, gerade nur den Zeigefinger neben der Nase ausgestreckt, in eine Ecke des Esszimmers, und flüstert:
"Kuh kommt."
Nachfragen beantwortet er sparsam. Da kommt eine Kuh aus der Ecke? "Ja...". Und was macht die Kuh da? "Muh."
Ihr Kind hat einen imaginären Freund? Wir haben eine imaginäre Kuh.

Donnerstag, 31. März 2011

Nachwuchs-Ornithologe

Nuno ist bei den Großeltern, solange ich im Süden arbeite. Bei den meisten unserer Telefonate geht es um die Vögel im großelterlichen Garten. Hier nur zwei Beispiele:

Gespräch 1:
N: "Garten Voga!"
Ich: "Oh, hast Du Vögel angeguckt?"
N: "Nei, futta, Voga futta, Vogahäuscha, Futta kipp!"
Ich: "Und welche Vögel hast Du gefüttert?"
N: "Voga. Und Buchfink. Und Lama."
Ich: "Ein Lama auch?!"
N: "Lama nein...Lama... Amsel!"

Gespräch 2:
Großmutter im Hintergrund: "Guck mal, da ist wieder ein Vogel am Vogelhäuschen. Der Vogel macht Zizibe!"
N: "Zibezi NEIN Voga! Zibezi ist MEISA!!"
Oma hat auch keine Ahnung.

Flüsse

Vom kleinen Rinnsal, das man nicht Fluss nennen mag, aufgebrochen, in den südöstlichsten Winkel des Landes gefahren zu Donau, Inn und Ilz (letzteres auch eher Rinnsal), dazu dünnes Südbier und fleischlastiges Essen und ein Campus am Flussufer. Dann einmal an der Südgrenze entlang weiter in den südwestlichsten Winkel, zu Rhein, Bodensee und Seerhein. Ein Campus über dem See, angeblich mit Blick auf die Alpen, die sich trotz Sonnenschein im Dunst verbargen. Dort die uns beherbergenden Wähler angefeuert, die wild entschlossen aufbrachen, um "Mappus den Pflock ins Herz zu stoßen". Aufgeregt die hin- und herrutschenden Prozente verfolgt, warum verschlechtern sich von Prognose bis zum Amtlichen Endergebnis eigentlich immer nur die Guten. Mit anderem dünnen Bier und gutem Wein und allerlei Seefisch unseren und des Ministerpräsidenten Abschied gefeiert, in einem paradiesischen Viertel mit über 50% Grün. Über Neckar und Main wieder Richtung Norden. Hier immer noch Schwarz-Gelb und kein nennenswerter Fluss, aber Sprühregen. "Bisscha Regen schön", findet der Sohn auf dem Fahrrad.

Samstag, 19. März 2011

Was man so denkt beim Blick nach Berlin

"Wie das Fähnlein auf dem Turme
sich kann drehn bei Wind und Sturme,
so soll sich mein Händchen* drehn,
ist gar lustig* anzusehn!"


---
*dieses Wort nach eigenem Dafürhalten durch ein dem Kontext angemesseneres ersetzen.

Freitag, 18. März 2011

Weg

Bilanz:

5 Jahre. 4 Kinder. 2 Chöre. 2 Patenschaften. 1 Trennung.

1 Freundschaft.

1 Promotion. 1 Habilitation.

1 Professur.
1 Ruf.
1 Abschied.

Unistädte, diese elendigen akademischen Durchlauferhitzer.

Dienstag, 15. März 2011

Was es natürlich nicht besser macht.

1986, es war Frühling, es wurde Sommer, und alles war über und über mit Löwenzahn bedeckt. Und wir durften ihn nicht pflücken, durften nicht im Sand spielen, bei Regen nicht raus und später im Jahr nicht in die Brombeeren.
Viel später erzählt mir eine Grundschullehrerin, ich hätte den 27. April (oder das, was in der Erinnerung der 27. April ist, es war der Tag nach Bekanntwerden der Katastrophe, es muss also etwas später gewesen sein) im Klassenschrank verbringen wollen, hätte darin zusammengekauert gesessen und nicht rauskommen mögen, weil draußen alles kaputt geht. Daran erinnere ich mich nicht. Aber an den Löwenzahn, den Sand, die Beeren, den Regen.
Und an die Angst, Begleiter meines kindlichen Ich über Jahre.
Und später dann immer wieder der Gedanke an die Eltern: Auf welche Art geht man eigentlich als Eltern kaputt, wenn die Kinder keinen Löwenzahn mehr pflücken dürfen, weil sonst, und wenn sie sich lieber im Klassenschrank verstecken wollen, weil sonst. Welche multiplizierte Angst setzt sich den Eltern nachts auf die Brust, und wer lässt ihnen das Licht an am Bett und sagt ihnen, Du brauchst keine Angst zu haben, wir sind noch auf, Du hörst uns im Wohnzimmer.
Und dann hat man ein Kind und ist Eltern und dann ist es der 11. März, oder der 12., es ist immer der Tag danach. Es ist das gleiche Gift, was dort strömt. Es ist die gleiche Angst.
Bis sie den ganzen Weg über den Pazifik geweht wurde, hat sich auch die Angst abgeschwächt. Aber sie war die ganze Zeit da. Und sie hat neue Bilder.
Dieses Jahr wird er wohl im Sand spielen dürfen, hier, dieses Jahr darf er wohl in Pfützen springen, hier, und die verbotenen Löwenzahne blühen weit weg. Dieses Jahr.


Donnerstag, 10. März 2011

Mehr Rhetorik!

Gestern war schon der zweite kinderfreie Abend die Woche, und nachdem wir Montag bei Rosemarie Tietze und Tolstoi in der wunderbaren neuen Literaturreihe "neu_übersetzt" waren, gingen wir gestern Billard spielen. In der Kneipe lief Championsleague, und ich gewann wie Schalke 3:1. Highlight des Abends waren aber die Kommentare der Sky-Reporter: Sammer sprach vor dem Spiel von "nerval", jemand war, glaube ich, in einer "nerval schwierigen Situation" (muss es nicht "nervesk" heißen?), und dann hörten wir während des Spiels (der Name des Kommentators wurde leider nicht mehr eingeblendet) ein großartiges Zeugma, eines der schönsten, die mir seit langem begegnet sind:
"Schalke spielt vorne mit Mut und Raul und Farfán."

Wundervoll. Ich nehme es gleich in meine Beispielliste rhetorischer Figuren. Was für ein hinreißendes Zeugma, Fußball, welch Quell der Freude!

Mittwoch, 9. März 2011

40 Tage ohne

Aschermittwoch. Weder habe ich Fasching gefeiert und müsste jetzt angewidert und verkatert die fast leeren Flaschen wegräumen und ein "nie wieder (bis Ostern)" murmeln, noch habe dich den Drang, die Passionszeit durch Kasteiung mitzuerleiden. Aber Anlässe sind Anlässe, und was Giardino vormacht, klingt nach einer Idee. Früher habe ich "auf" Süßigkeiten gefastet - auch eine Fasten-Mogelpackung, denn als Kind habe ich Süßigkeiten gar nicht so sehr gemocht, der Verzicht fiel leicht; außerdem habe ich alles, was ich geschenkt bekam in den 7 Wochen, gesammelt und gehortet und hatte am Ende des Fastens den puren Überfluss. Die letzten Jahre kein Bedürfnis nach Fasten. Einmal fiel die Passionszeit mit der frühen Stillzeit zusammen, da hatte ich sowieso schon viele Monate auf alles mögliche verzichtet und machte gerade so weiter, in einem anderen Jahr das Gefühl, das Leben nimmt sich eh schon seinen Teil, da brauche ich nichts mehr zusätzlich wegzusperren. Wenn der Gedanke ans Fasten überhaupt kam, war er nach einem kleinen Stirnrunzeln wieder weg. Dieses Jahr aber doch: Internetfasten. Nicht um mich zu kasteien, sondern aus dem Bedürnis nach mehr Konzentration und Fokus. Auf Mails etc. kann und werde ich natürlich nicht verzichten, auch sonst will ich es nicht ganz so radikal betreiben wie Giardino, die Blogs bleiben. Aber die Zeitfresser fliegen raus, die Ablenker und kleinen Störfeuer. Kein Facebook, kein Twitter, das vor allem. Es geht nicht um die Leute dort, sondern darum, mich nicht zu verzetteln, und automatisiertes Suchtverhalten - mal kurz gucken - abzugewöhnen. Und mich besser auf das zu besinnen, was mir eigentlich wichtig ist. In dem Sinne steht der Moment des Entzugs vielleicht doch ganz gut in der traditionellen Fastenzeit.

Dienstag, 8. März 2011

Für wen dieses Internet geschrieben wird

Wer sind sie eigentlich, die Internetnutzer? Ich weiß nicht, ob Sie es wussten, aber vor allem sind es meine Eltern. Es ist nämlich so: Zunächst bringt meine Mutter mir das wunderbare Kochbuch VegItalia mit, weil Frau Gröner daraus süßsaure Zwiebeln zubereitet hatte. Also kauft meine Mutter das Buch, eins für sich und eins für die Tochter.
Gestern wollte Nuno dann mit seinen Großeltern telefonieren, fragte, ob sie "Tee trink" und auch "Kucha" haben. Ja, sie hatten Kuchen, selbstgebacken und fast aufgegessen: Den Zitronenkuchen aus Ankes letztem Koch&Back-Posting. Ob er gut sei? Sehr gut. "Wir backen übrigens jetzt auch jeden zweiten Tag Brot, das ist toll", sagte mein Vater dann, und meine Mutter rief aus dem Hintergrund "Mehl 250 zu 150 Gramm, und heute haben wir Nüsse reingeworfen! Das schmeckt so gut!" Ich muss das famose Idiotenbrot jetzt dringend mal ausprobieren. Denn ein bisschen wird das Internet ja auch für mich geschrieben, hoffe ich.


[Ich habe nicht mal ein Label für Essbares. So sieht's aus, wenn Trends an einem vorbeigehen.]

Freitag, 4. März 2011

Kinderzoo

Nach griechischer, argentinischer und brasilianischer Musik hört der Sohn jetzt gerne deutsche Kinderlieder, z.Zt. solche aus meiner Kindheit. Und das prägt:
Ich: "Na, was bist Du denn für ein Tier?"
Kind: "Ein Nanu-Tier!"

Nuno proudly presents: das Nanu-Tier:

Samstag, 26. Februar 2011

Pipl. Ing.

Das Kind entwickelt erneuten Ehrgeiz, sauber zu werden. Eine erste Toiletten-Euphorie mit Anteilen von Kunstpinkeln auf die Küchenfliesen hatte er bereits im Herbst, nun erneutes Interesse an diesem Thema.
Da wir noch kein Töpfchen haben, sondern einen Toilettenaufsatz, Baby B. aber lieber bodennah sitzen möchte, ergreift er die Initiative: Er zerrt sich die Strumpfhose runter, macht sich selbst den Body auf, schiebt die Windel auf die Knie. Dann trippelt er ins Bad, holt er sich den kleinen Ikea-Schemel, dreht ihn um und setzt den Toilettenaufsatz darauf. Ein do-it-yourself-Kinderklo. Mit der Windel auf Kniehöhe schafft er es zwar noch nicht, sich allein auf den Aufsatz zu setzen, aber hey! er kann sich sein eigenes Klo bauen. Erstaunlich praktisch veranlagt für ein Geisteswissenschaftler-Kind.

Weiter...

... zur Sache Guttenberg geht es im Moment nur in den Kommentaren des vorigen Beitrags, dort auch längere, improvisierte Stelllungnahme zur Aberkennung ohne Gutachten.
Später vielleicht nochmal hier, denn abgeschlossen ist diese Geschichte sicher noch nicht.

Montag, 21. Februar 2011

Kein Kavaliersdelikt

Diese Plagiatsgeschichte ist mir so wichtig, dass ich hier bisher nichts dazu gesagt habe und auch jetzt nichts zur Sache selbst - die mir sehr klar zu sein scheint - sagen will. Klingt wohl widersprüchlich. Aber mir ist die Angelegenheit so ernst, dass ich nicht mal Freude an den teilweise großartigen Wortspielen habe. Und es macht mich so wütend, die Sache selbst und viele der Reaktionen auch, dass ich inzwischen nur noch selektiv dazu lese (und das Gute bookmarke für unaufgeregtere Momente). Als bei Anne Will gestern in der Anmoderation gesagt wurde, darüber könne man diskutieren, sagten der Liebste und ich gleichzeitig "nein" und beschlossen, lieber einen Roman zu lesen (aber nicht Axolotl Roadkill).
Die Persönlichkeit des betreffenden Herrn und sein politisches Amt sind mir erst mal ziemlich egal. Es geht mir nur um die wissenschaftliche Leistung und die (faktische und moralische) Legitimation seines Titels. Ich wünsche mir eigentlich nur, dass die Uni (ein Gremium aus Wissenschaftlern auf Grundlage von Prüfungsordnungen und fachlichen Maßstäben, kein politischer Untersuchungsausschuss) ein ordentliches Verfahren in dieser Sache durchführt und dann die entsprechenden Konsequenzen zieht. Ohne politisches Geschiebe von der einen und Gezerre von der anderen Seite. Ohne Häme. Wenn dieses Verfahren entschieden ist, mag die Politik schauen, ob Urteil und bekleidetes Amt miteinander vereinbar sind. Das ist mir dann erst mal ziemlich egal. Wissenschaftliche Redlichkeit ist mir nicht egal. Plagiate sind mir nicht egal.
Ich habe letztes Jahr aus einem einzigen Seminar des Grundstudiums fünf junge Plagiatoren gefischt und ihnen Kurs, Prüfungsleistung und Punkte aberkannt. Wenn nun Nachsicht geübt wird aufgrund irgendeiner dieser mauen Ausreden, die nun in der Presse ebenso zirkulieren wie sonst in unseren Sprechstunden (Versehen. Vergessen, die Quellenangabe zu übertragen. Technischer Defekt. Nicht gewusst, dass man das nicht darf. So viel war das ja nicht. Hätte man ja auch selbst drauf kommen können. Irgendwo wurde doch irgendeine Angabe gemacht. So gut exzerpiert, dass es gar nicht mehr fremd erschien und dann irgendwie wörtlich in den Text geriet.*), wenn also diese Ausreden in diesem speziellen Fall, in dem alles ein bisschen größer und publiker ist, auf einmal ziehen und eine breite Grauzone eröffnen - dann stehen wir an der universitären Basis mit unserem ständigen Appell an die wissenschaftliche Redlichkeit ganz schön dumm da. Ich werde, egal wie diese Sache ausgeht, trotzdem zu meinen Maßstäben stehen. (Auch wenn ich sie dann mit jedem Studierenden neu ausdiskutieren muss.) Aber es würde dem, wofür die Universität meines Erachtens nach immer noch steht, nicht gerade dienen. Im Gegenteil.

(*bei uns bisher nicht gehört: die Ausrede "das ist doch alles nur politisch motiviert")

Donnerstag, 17. Februar 2011

Lumpenroman [Zurück ins Regal, special edition]

Zwar habe ich nichts mehr "zurück ins Regal" gestellt, weil die Regale noch in post-Umzugs-Unordnung sind, gelesen aber habe ich. Und schreibe manchmal auch darüber.
Meine Rezension zu Roberto Bolaños Lumpenroman [Una novelita lumpen] erschien diese Woche im Online-Feuilleton Culturmag.


Hier geht's lang. Über Leser und Kommentare freu ich mich.

Mehr soll folgen. (Und dann lern ich auch irgendwann, wie man Links hinter Bilder packt.)

Montag, 14. Februar 2011

Wunderkind

Nun ist Nuno zwei, und seine Sprachentwicklung macht rasante Fotschritte, eher Fortsprünge. Er verwendet "ich" richtig, bildet einfache Sätze, hängt Flexionsendungen an.
Vorgestern dann der große Durchbruch:
Nuno sitzt auf dem Wickeltisch, verlangt Creme, und schmiert sie sich, "Punk Punk Mond", ins Gesicht. Danach macht er, da er ein ordentliches Kind ist, die kleine Metalldose wieder zu, dreht sie noch ein wenig hin und her und schaut sich schließlich lange dem Deckel an.
"Mami", sagt er dann und legt seinen kleinen Finger auf den Schriftzug, "A."
"Was meinst Du?"
Er zeigt mir die Dose, tippt mit dem Zeigefinger mehrfach auf den mittleren Buchstaben von P E N A T E N. "A, Mami, A!"
Ein Wunderkind, klarer Fall. Soll ich ihn gleich nach den anderen Buchstaben fragen, erkennt er auch ein N oder geht er streng alphabetisch vor, ob er auch das B schon kennt? Oh, Mutterstolz!
"A, Mami", fordernd hält er mir die Dose hin, "A weg!"
Ich gucke noch einmal von Nahem, wo sich sein Finger hinbohrt, dort ist das blaue A, eindeutig, ein A, und jetzt erkenne ich es auch, das winzige Haar, was schräg über dem Querbalken klebt. "A, Mami." Ein Haar. Was für ein kluges Kind.

Donnerstag, 10. Februar 2011

True love

Geschenke der Onkel zu Nunos Geburtstag:

- ein batteriebetriebenes Polizeiauto mit Sirene und Blaulicht, vor allem aber mit Sirene
- eine Blechtrommel aus echtem Blech

Ich liebe meine Brüder sehr, wirklich. Und sie lieben mich auch.

Mittwoch, 9. Februar 2011

Effizienz

Warum Väter die effizienteren Eltern sind. Eine Fallstudie.

Wenn ein Kitakind Geburtstag hat, steht auch ein Kitakindergeburtstag an. Das heißt: Ich gehe mit dem Kind in die Stadt, um eine größere Backform zu kaufen (die kleine Backform ergibt nicht genug Kuchenstücke für 15 Kinder) und erstehe dabei auch noch Ausstecherle, ein "B" und eine "2". Außerdem alle Zutaten für Kuchen und Kekse, Smarties und Gummibärchen, Zartbitterguss und laktosefreie Milch, weil ein Kind aus der Gruppe laktoseintolerant ist und doch mit den anderen vom gemeinsamen Kuchen essen soll.
Den Sonntag verbringen Mutter und Kind mit Kekse backen - wie man halt mit fast Zweijährigen Kekse backt, wir kneten, naja, gemeinsam Teig ("meiner!"), die Küche ist voller Mehl, die Dielenritzen voller Zuckerstreusel, das Kind voller Teig und die Mutter voller Brandblasen ("heiß, Schätzchen, vorsichtig, heiß, mein Herz", und dann das Blech mit bloßen Händen aus dem Ofen ziehen), aber schließlich ist auch der Tisch voller Bs und Zweier.
Am Abend vor seinem Geburtstag backe ich für uns zu Hause einen Kirsch-Mandel-Baiser-Kuchen, alleine, als das noch einjährige Kind schläft. Die neue Backform kommt am Wochenende zum Einsatz: Ein großer Marmorkuchen für den Kindergarten, laktosefrei, darum auch mit Gummibärchen statt mit Smarties beklebt. Mein back- und kochbegeistertes Kind sitzt still auf dem Küchenstuhl, schlägt zwar die Eier auf, mag aber sonst nichts machen, mag nichts probieren, wird immer blasser und matter. Er, der sich sonst über jeden Maschinenlärm freut, mag auch nicht rühren: "Laut, Mami." Noch bevor der Kuchen im Ofen steht, ist klar: Das Kind ist krank.
Also haben wir Kekse und Kuchen und ein krankes Geburtstagskind, die Kita-Feier wird erstmal verschoben. Das Kind bleibt krank und zu Hause, der Kuchen bleibt in Alufolie gewickelt und ebenfalls zu Hause, ich sage alle Termine ab und bleibe auch zu Hause.
Eine Woche nach dem Geburtstag kann er wieder in der Kita gehen. Die Erzieherinnen wollen nachfeiern, also gehen das genesende Kind und ich neue laktosefreie Milch kaufen und neue Mandelblättchen für einen neuen Kuchen. Gummibärchenkuchen mache ich nicht wieder, als Kitakuchen backe ich nur noch etwas, was wir auch selbst essen mögen.
Am Tag vor der Kitafeier holt der Vater das Kind ab, das passt gut, so kann ich alleine backen. Effizient! Oder?
"Wenn die morgen seinen Geburtstag feiern", fragt sein Vater, "soll ich dann ein paar Sachen für die Kita besorgen, Gummibärchen und noch irgendwas zu essen?"
So sieht effiziente Geburtstagsplanung aus.
(Es ist klar, dass ich gleich trotzdem zwei Sorten Teig für echten Geburtstagskuchen anrühre, nicht wahr?)

Dienstag, 8. Februar 2011

*beeep*

Es gibt so ein paar Kosenamen, die möchte man ja nicht haben. Nicht hören, vor allem nicht vom Liebsten, aber eigentlich noch weniger benutzen. Kein Problem, sollte man meinen. Es ist schließlich meine Entscheidung, was ich sage und was nicht. Schnuckiputz. Purzelchen. Schnuffi. Bärchen. Geht nicht, geht gar nicht, geht überhaupt gar nicht (jedenfalls nicht, wenn der Angesprochene größer als 1 Meter ist.) Dann gibt es ja noch solche Benamsungen, die Körperfunktionen enthalten. Hasipupsi etwa. Nicht nur gruselig, sondern auch völlig unverständlich. (PUPSI? Was soll man sich da als heimischen Dialog vorstellen? "Pupsi?" - "Ja, Kotzi?" - "Essen ist fertig, Rotzi." Kotzi.)
Aber ehrlich gesagt, Schatz ist zwar semantisch in Ordnung, ansonsten aber nicht viel besser. Puh. Schahaaatz? Öde. Es muss doch noch was anderes geben zwischen Herr Meier und Hasipupsi. Das alles kommt jedenfalls für mich nicht in Frage, sowas kommt mir nicht über die Lippen.
Oh frommer Wunsch.
Heute rief mein Sohn, der kleine Papagei, nach meinem Freund: "Guckma! Schaaatzi, guckma!"
Erwischt.
Als nächstes werde ich wohl in den unmöglichsten Situationen von meinem Kind hören, was ich eigentlich so für Flüche benutze. Peinlicher kann es aber kaum werden.

Nagelprobe

Als wir vor fast zwei Jahren das erste Mal die Fingernägel des Kindes schnitten, war das Kind noch ein sehr winziges Baby und seine Fingernägel die winzigsten der Welt. Wir brauchten vier Hände und jede Menge Mut, um die Schere anzusetzen.
Heute ist Nägelschneiden Routine, für mich jedenfalls. Das Kind empfindet es anscheinend als Eingriff in seine körperliche Integrität, nur selten sagt er sofort "ja", wenn ich meine, wir sollten mal wieder Nägel schneiden. Manchmal hilft es, wenn er sich als autonom Entscheidender fühlt und selbst vorgibt, in welcher Reihenfolge geschnitten wird. Heute saß er auf meinem Schoß, wir hatten den von spitzen Nägelchen verursachten Kratzer auf dem Handrücken begutachtet ("weh") und waren eigentlich einig ("besser"). Fast einig, denn zwar hatte ich die Schere schon in der Hand, das Kind aber hielt die Fäuste fest geschlossen, die Nägel gut versteckt ("nein").
"Sag mir mal, mit welchem Nagel wir anfangen, ja?"
" - - - "
"Sag mal, Schätzchen. Welchen Nagel schneiden wir zuerst?"
Aus der geschlossenen linken Faust streckt sich zaghaft ein kleiner Zeigefinger, na also, geht doch.
"Den", sagt er und tippt mit der Fingerspitze blitzschnell auf den Nagel des Mittelfingers. Auf den Nagel meines Mittelfingers.
Die kleinen Fäuste sind längst wieder geballt, und er nickt mir bekräftigend zu. "Den, Mami."
Wir sind ja nicht aus Dummsdorf.

Donnerstag, 3. Februar 2011

gute kostprobe

Eine Packung italienischen Brotersatzes, viersprachig beschriftet. Nehmen wir den Serviervorschlag aus dem deutschen Text:
PIADINA ROMAGNOLA - BACKWAREN
Fuer eine gute kostprobe: Gut im Gegenhaftend erwärmen oder auf eine warme Platte legen, mit Schinken und käse fuellen, Stracchino, Butter, Marmelade oder was die fantasie eingibt.
Nachdem wir in der Küche erfolglos unser Gegenhaftend gesucht haben, half ein klärender Blick auf den italienischen Text:
Scaldare in una padella antiaderente o una piastra già calda [...]
Gegenhaftend! Eine wörtliche Übersetzung der einzelnen Bestandteile des italienischen Adjektivs, eine padella antiaderente ist eine beschichtete Pfanne, bzw. eine Pfanne gegenklebend, kurz: ein Gegenhaftend.
Als Stracchino nehmen Sie einfach das, was Ihre fantasie eingibt.

Dienstag, 1. Februar 2011

Mütterliche Kernkompetenz

Das Kind hat Haare. Zunächst ganz kurze, glatte, fast schwarze Babyhaare. Dann längere, glatte, mittelbraune Babyhaare, die sich um zwei imposante, gegenläufige Wirbel am Hinterkopf drehten. Dann längere, lockige, mittelbraune Babyhaare, die hinten die schönsten Kringel formten und vorne platt und unmotiviert in die Stirn hingen. Nach einem Jahr andächtigem Wachsen und zwei Tagen mit Haarspängchen, weil das Kind nichts mehr sah, traute ich mich und schnitt ihm zum ersten Mal beim Spielen mit der Nagelschere das Haar, er krabbelte herum, ich mit der Schere hinterher, fertig war der kleine Junge. Inzwischen haben wir das Haareschneiden auf die Badewanne verlegt, da kann er nicht fliehen und ist mit Schaum, Pinguinen und Eimer so beschäftigt, dass er fast stillhält. Etwa alle 6 Wochen wage ich es, wenn es vorne zu struppig und hinten zu vogelnestig wird, denn die Wirbel und Locken unter der Mütze neigen zum Filzen. Irgendjemand gab mir mal den Rat, die Haare immer nur so kurz zu schneiden, dass die beneidenswerten, herzigen Locken erhalten bleiben, damit wären wir aber - hinten Locken, überall Wellen, Pony glatt - schnell bei einem rastamäßig verfilzten Vokuhila. Ich glaube nicht.
Am Wochenende war es wieder soweit: Das Kind sitzt in der Wanne, macht Schaum, taucht Playmobilfiguren, lässt Wasser ab, trinkt Wasser, spuckt Wasser, sucht den Fisch und macht mit dem Waschlappen die Wanne sauber, die Mutter turnt am Wannenrand herum und versucht aus den erst trockenen, dann ("Acung!", und er kippt sich einen Eimer über dem Kopf aus) immer nasseren Haaren sowas wie eine Frisur zu machen und dabei nicht wie beim vorigen Mal auf den nassen Fliesen auszurutschen und mit der zum Dolch gewordenen Schere in der Hand neben dem Sohn in die Wanne zu stürzen. Das Kind ist nicht drehbar, er sitzt stets mit dem Kopf nach links, dort wo das Wasser und der Spaß herkommen. Geschnitten wird also teils in direkter Ansicht, teils über Kopf oder nach Gefühl auf der erdabgewandten Seite. Locken und Wellen sind gnädig und vertuschen zu schräge Schnitte, meist ist das Ergebnis entsprechend zufriedenstellend. Auch diesen Montag fragte die Erzieherin im Kindergarten - ohne jedes Anzeichen von Entsetzen - ob das Kind beim Frisör war. Die in Form gestutzte Haarpracht dürfte also, denke ich, als Frisur durchgehen.
Naja, was man halt so denkt. Am Abend skypen wir mit den liebenden Großeltern, das Kind strahlt und schäkert über den Bildschirm. "Oh", sagt die Großmutter, "hat Baby B sich selbst die Haare geschnitten?" Vielleicht muss ich die Schneidetechniken nochmal überdenken.

Montag, 3. Januar 2011

Winterkind

"Na, freut sich Dein Kleiner schon auf den Schnee", fragte unsere Sekretärin im Herbst.
Nö, meinte ich, denn erstens kann er sich, obwohl er geboren wurde, während es schneite, mit seinen eindreiviertel Jahren an keinen Schnee mehr erinnern, und zweitens ist "sich auf etwas freuen" noch ein etwas abstraktes Konzept in dem Alter. Ob er sich über Schnee freut, konnten wir dann aber bald überprüfen, denn es begann zu schneien. Es schneite einen Tag, es schneite zwei Tage, es schneite drei Tage, überall lag die weiße Pracht und Baby B zeigte sich nicht im mindesten beeindruckt, schien das neue Wetter kaum wahrzunehmen. Dann traten wir eines Morgens Ende November vor die Haustür, Markt und Straßen lagen noch immer unter einer weißen Decke, alles glitzerte, und plötzlich blieb Baby B stehen, schaute, staunte, zeigte auf die Schneehauben auf dem Zaun: "Mami, guck! Schaum!"
Und er freundete sich an mit dem Schaum, den er in der Wanne schon liebte, Zeit genug war ja. Er fand ihn zwar "kal'", das aber störte nicht, gar nicht, er genoss es, durch ihn zu stapfen, ihn aufzuheben und zu werfen, sich von Opa auf dem Schlitten ziehen zu lassen, mit uns allen am Deich zu rodeln, das Schaf im Garten mit selbst gesammeltem Schnee zu füttern (das Schaf bevorzugt Äpfel). All das stundenlang, auch wenn wir Erwachsenen längst Eisfüße hatten. "Schaum, Mami!"
Im Advent lag Schnee, Weihnachten lag Schnee, nach Weihnachten lag Schnee, endlich ergeben die Schneebilder im Wimmelbuch einen Sinn und die Postkarten mit verschneiten Bäumen. Neujahr lag immer noch Schnee, und als Baby B. am Abend in der Wanne saß, den Kopf voller Shampoo, da klatschte er mit beiden Händen in den Schaum, ließ weiße Flocken hochspritzen und rief: "Mami, guck! 'Nee!"


Der Vollständigkeit halber

2010 in schiefen Fragen.

Zugenommen oder abgenommen?
Anfangs ab, dann wieder etwas zu, unterm Strich gleich.

Haare länger oder kürzer?
Kürzer.

Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Gleich kurzsichtig, aber die Brille ist schiefer und zerkratzter. Wird Zeit für eine neue Brille, um meine Kontaktlinsen auch mal rauszunehmen.

Mehr Kohle oder weniger.
Gleich viel Geld, weniger Leute, also mehr.

Mehr ausgegeben oder weniger?
Keine Ahnung. Bei meinem normal verfügbaren Geld ist kaum Spielraum für große Ausreißer. Da ich mir aber zwischendurch was leihen musste, wohl mehr.

Der hirnrissigste Plan?
Nach der Konferenz da drüben im gleichen Monat auch noch zig Veranstaltungen zuzusagen und umzuziehen.

Die gefährlichste Unternehmung?
4x über den Atlantik fliegen.
Die fast gefährlichste Unternehmung: In Chile sein, während dort die Erde bebt. Das Beben kam mir aber zwei Tage zuvor, und so bin ich in BsAs geblieben.
Durch eine geschlossene Glastür rennen.

Mehr Sport oder weniger?
Etwa so viel wie mein 2010-Ich, deutlich weniger als das von 2009. Wenig.


Die teuerste Anschaffung?
Die digitale Spiegelreflexkamera und das neue Laptop.

Das leckerste Essen?
Kurz vor Jahresende Miesmuscheln in Weißweinsud von S.

Das beeindruckenste Buch?
Vielleicht Martín Kohan (Ü Peter Kultzen): Zweimal Juni (Dos veces junio).
Oh, und dann war da natürlich noch mein Buch. Aber im Verhältnis zu all der Arbeit, die drin steckt, war der Moment, als die beiden Kartons dann vor mir standen, gar nicht so
beeindruckend.

Das enttäuschendste Buch?
Luiz Claudio Cardoso (Ü Gesa Hasebrink): Der Tag, an dem sie Vater holten (Meu pai, acabaram com ele).

Der ergreifendste Film?
Die Fremde.

Der beste Theaterb4hesuch?
Ich war nur ein Mal im Theater, und das war mau.

Die beste CD?
Am meisten gehört: Yata pata und die anderen griechischen Kinderlieder.

Die meiste Zeit verbracht mit…?
Klar werden.
Zeug.
Baby B. zum Schlafen bringen.
Nicht hinterherkommen.

Die schönste Zeit verbracht mit… ?
Baby B. und S.

Vorherrschendes Gefühl 2010?
Puh!

2010 zum ersten Mal getan?
Jemanden gebeten auszuziehen.
Ein Spiel der 2. Bundesliga im Stadion gesehen. (6:1, gewonnen)
Ein Spiel der 1. Bundesliga im Stadion gesehen. (2:1, verloren.)

2010 nach langer Zeit wieder getan?
Gemeinsam kochen.
Am Deich rodeln.
Herzklopfdingens.

3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Januar, Februar, März.

Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Das ist richtig so. (Mich selbst.) (Wollte und habe.)

Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Es war nicht so das Geschenke-Jahr.

Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Der alte Schreibtisch meiner Großeltern aus dem nun aufgelösten Arbeitszimmer.

Die schönste neue Bekanntschaft, die ich gemacht habe?
Der neue Nachbar.

Der folgenreichste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
a) Den behalte ich lieber für mich.
b) Den auch.

Der folgenreichste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
a) "...möchte ich, dass Du dann ausziehst."
b) "Du kannst auch bei mir Fußball gucken."

2010 war mit 1 Wort…?
Entscheidungsreich.