Dienstag, 27. Oktober 2009

Jetzt noch mehr Zustellservice

Wie wir uns erinnern, hatte ich rekonstruiert, dass der GLS-Fahrer ein Paket für Frau Percanta in der 321 abliefern sollte, es dann bei Frau Creuz* in der 317 abgegeben und dem Hausmeister irgendeiner Schule in der Nähe einen Zettel in den Briefkasten geworfen hat, dass das Paket bei Kreutz in der 319 sei. So weit war ich am Samstag nach Gesprächen mit einer Frau Schiller beim Versand (telefonisch), Frau Schmuhl aus der 319 und schließlich Frau Creuz aus der 317.
Am Montag bin ich also in die Astrid-Lindgren-Schule, die erste der vier Schulen in unserer Straße gegangen und hatte vielfaches Glück: Da es sich um eine Schule für körperbehinderte Kinder handelt, war alles barriefrei und somit auch für Kinderwagen zu erreichen. Gleich im Rollstuhl-Reparatur-Raum hinter dem Eingangsbereich fand ich außerdem einen Lehrer, der mir weiterhelfen konnte. "Sie sind das! Ja, das Paket liegt bei uns. Ehrlich gesagt haben wir sie eher erwartet!" Ich erklärte dann in einer Kurzfassung, dass die Odyssee schon etwas länger dauerte und ich durchaus früher gekommen wäre und meinen Krempel abgeholt hätte, wenn ich nur! hätte ich nur! einen Hinweis! wenn ich nur gewusst hätte. Im Sekretariat stand es dann tatsächlich: Das Paket. Ein hoffnungsfroher Mensch hatte einen grünen Zettel angeklebt. "Paket wird abgeholt!" Der Lehrer vertraute den Karton Baby B. an, ich bat nochmal um Entschuldigung, dass es so lange gedauert hatte, alle waren sehr nett und fröhlich und wir machten uns mit der Beute unserer Schnitzeljagd auf den Heimweg.
Zu Hause inspizierte ich zunächst den Benachrichtungszettel, den der Hausmeister der Schule bekommen hatte. Dort steht - bitte memorieren Sie die bisherigen Informationen zum Verbleib des Pakets - folgendes:
"Sehr geehrte/r Frau/Herr Dr. Lindgren Schule
wir haben heute versucht, eine Sendung zu Ihnen zuzustellen/abzuholen, Sie aber nicht angetroffen.
Versender: Lindgren Schule
Bemerkungen: bei Schmuhl abh. Nr. 317."

Äh.
Schmuhl wohnt in 319, das Paket war wie angegeben in 317, aber bei Creuz, und Kreutz stand wiederum (allerdings in Kombination mit 319) auf dem Online-Benachrichtungszettel.
Und wie kommt er darauf, dass "Dr. Percanta" gleich "Astrid-Lindgren-Schule" ist und dass Herr/Frau Lindgren-Schule einen Doktortitel hat und außerdem gleichzeitig Empfänger und und Versender der Ware ist?
Man weiß es nicht.
Schön war dann noch der Moment, als ich das Paket auspackte, und der passend zu unserem tomatenroten Wagen bestellte Fußsack wunderhübch bordeaux war. Ein Anblick, scheußlich und gemein. (Farbauswahl war "rot", "orange", "olive", "braun", anscheinend waren sie sich bei Rot allerdings nicht einig.)
Also rief ich mal wieder Frau Schiller an, löste ihr zunächst das Paketsuchspiel auf und reklamierte dann die Ware. Sie würden die Waren selbstverständlich zurücknehmen und den Preis erstatten, sagte sie, fing dann aber leicht hysterisch an zu lachen: Allerdings würden die Rücksendungen von GLS abgeholt.
Da sie selbst es für keine gute Idee hielt, den Fahrer nochmal zu uns (und zu Frau Schmuhl, Frau Creuz, dem Hausmeister und Dr. Lindgren Schule) zu schicken, hat sie mir angeboten, ihr das Paket "irgendwie" zurückzuschicken, sie würden uns alles erstatten. Das machen wir jetzt.
Übrigens suchen wir nun ein Gitterbett. Wir haben im Internet auch eins gefunden, was uns gefällt. Versandkosten sind im Preis inklusive und man kann per Überweisung zahlen. Die Ware wird mit GLS versandt.
Fährt zufällig bald jemand mit einem großen Auto von Bayern nach Norddeutschland?



*Die Namen sind wie immer baugleich, aber leicht abgewandelt.

Samstag, 24. Oktober 2009

Zustellservice

Da Baby B. inzwischen versucht, aus dem wunderschönen Kinderwagen aus den 70ern auszusteigen (und zwar bei voller Fahrt und ohne Schulterblick), habe ich vor einigen Wochen einen Fußsack für die Karre bestellt. Zeit umzusteigen. Bereits bei der Produktbeschreibung stand, dass dieser Fußsack momentan etwa 10 Tage Lieferzeit hätte. Okay. Nach etwa zwei Wochen bekam ich eine Mail, die Ware sei verschickt worden. Zwei Tage später eine neue Mail: Irgendwie sei da was schiefgelaufen, leider mussten sie den Fußsack noch einmal neu bei der Firma XY bestellen, da sie ihn nicht mehr finden könnten und davon ausgingen, dass das Lager ihn einer anderen Kommission zugeordnet habe. Sie baten um Nachsicht. Am gleichen Abend wieder eine Mail: Huch, der Fußsack sei doch wieder im Lager aufgetaucht, jetzt aber ginge er an mich. Am nächsten Morgen kam dann auch die Mail mit der Versandbestätigung.
Soweit in Ordnung. Dass man mal was nicht findet, verstehe ich bestens, und die Kommunikation hat ja gut funktioniert. Fünf Tage nach der Versandbestätigung war allerdings immer noch nichts da, so dass ich mal in den Link der Mail guckte, wo man den Stand der Dinge verfolgen kann. Und dann wurde es interessant, in der Sendungsverfolgung von GLS fand ich folgende Angaben:

16.10.2009 15:33 DE 350 Guxhagen, Deutschland 3.0 Zugestellt
16.10.2009 15:32 DE 350 Guxhagen, Deutschland 4.40 Nicht zugestellt da Kunde nicht angetroffen
16.10.2009 15:31 DE 350 Guxhagen, Deutschland 90.132 Empfänger kontaktiert Betrifft Benachrichtigungskarte

Es sind also für den 16.10.09 im Minutentakt zueinander widersprüchliche Angaben notiert. Tatsächlich waren wir am 16.10. den ganzen Tag nicht zu Hause, und die einzige Angabe, die stimmte, war "Nicht zugestellt da Kunde nicht angetroffen". Wir hatten keine Benachrichtigungskarte im Briefkasten, zugestellt wurde das Paket erst recht nicht.
Die Benachrichtigungskarte ließ sich aber anklicken, und dort stand:

Information: Ihr Paket wurde bei KREUTZ zugestellt. Bitte holen Sie es dort ab.
Zustell-Datum: 16.10.2009
Signatur: KREUTZ

Es ist zwar lästig, wenn man das nicht durch einen Zettel im Briefkasten erfährt, aber ich bin ja guten Willens. "Kreutz" kannte ich nicht, aber das kann bei einem Haus mit etwa 20 Parteien ja vorkommen, ich würde sie sicher auf einem der Klingelschilder finden. So dachte ich, so irrte ich. Bei uns im Haus wohnt kein "Kreutz", auch niemand mit ähnlich klingendem oder verwechselbar geschriebenem Namen. Das Telefonbuch half auch nicht weiter, nur eine Frau Teich-Kreutz gab es, allerdings in einem ganz anderen Viertel. Ich habe also wieder an die Firma geschrieben, bei der ich bestellt hatte, und sie gebeten, sich zu kümmern, was sie versprachen.
Nach zwei Tagen habe ich mal angerufen, und nach wenigen Minuten wussten sie, worum es ging, wollten sich kümmern und mich wieder anrufen. Das klappte auch, sie hätten den Fahrer befragt, Ergebnis: Herr oder Frau Kreutz wohnt gar nicht bei uns in der 321, sondern in der 319. Wie man darauf kommt, das Paket nicht bei einem der Nachbarn im Mehrfamilienhaus, sondern ein Stück weiter die Straße hoch abzugeben (und die Benachrichtung geheim zu halten), konnte sich die Dame am Telefon, der das Ganze sehr unangenehm war, auch nicht erklären. Ob sie den Fahrer dorthin schicken sollten. Ich wollte lieber selber gehen, und das tat ich heute. In der 319, einem Einfamilienhaus, stand ein anderer Name an der Tür, ich klingelte trotzdem. Die nette Frau war auch nicht Frau Kreutz, wusste jedoch, wo diese wohnt: noch ein Stück die Straße rauf. Frau Kreutz hieß dann tatsächlich Frau Creuz, darum hatte ich sie auch nicht im Telefonbuch gefunden, war aber zu Hause. Sie konnte sich allerdings zunächst nicht erinnern. Dann fiel ihr ein, doch, da war ein Paket, sie hätte auf den Namen geguckt, ob ich einen Doktor hätte? - Ja. - DAS Paket hätte sie bekommen, aber der Fahrer hätte ihr gesagt, es sei für die Schule dort hinten. Der Hausmeister sei benachrichtigt worden, habe der Fahrer gesagt, und weil ja Ferien waren, habe sie es entgegengenommen. Da aber auch diese Woche keiner von der Schule gekommen sei, hätte sie es schließlich selbst ins Lehrerzimmer gebracht.
Wo es vielleicht noch liegt.

Lieber GLS-Fahrer! Sie haben ein Paket für Frau Percanta in der 321, geben es bei Frau Creuz in der 317 ab und werfen dem Hausmeister irgendeiner Schule in der Nähe einen Zettel in den Briefkasten, dass das Paket bei Kreutz in der 319 sei, soweit richtig rekonstruiert? Was sollte das werden? Ostern? Schnitzeljagd? Eine Folge Drei Fragezeichen mit versteckter Kamera?

Morgen ist Sonntag, Montag geh ich dann mal in die Schule und befrage ich die Lehrer. Oder klöppel mir selbst einen Fußsack.

Wörter basteln

Ju (3) schneidet energisch Streifen aus einer Zeitschrift. "Ich bastele eine Maske", erklärt er. "Die guckt ganz böse. Eine Grimaske."
Wort des Monats, mindestens.

Mittwoch, 14. Oktober 2009

This is a man's world


Gut, wenn man beim Schreiben auf den Namen auf dem Aufsteller guckt, ist es schwierig, man kann sich verunsichern lassen, das seh ich ein. Aber Deklinkationshilfen gibt es doch an jeder Ecke! Man muss sich nur ein wenig umgucken, schon wird einem auf die Sprünge geholfen:



Freitag, 9. Oktober 2009

Herbst


Wenn es Herbst wird, legen die kleinen Feen ihre Flügel ab. Und gehen schaukeln.

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Entscheidungsträger

Seit etwa einem Jahr gehört zu meiner Arbeit auch, Personalentscheidungen zu treffen. Das heißt, dass ich Bewerbungen sichte, sortiere, beurteile, dass ich für mich entscheide und in einer Gruppe begründe, wen ich einladen will und wer sofort eine Absage bekommen soll. Wenn die Kandidaten kommen, um eine Art deutlich erweitertes Vorstellungsgespräch zu führen, sitze ich auf der anderen Seite des Tisches, lächele sie an, stelle ihnen Wasser hin, stelle Fragen, mache mir Notizen. Wenn wir hinterher diskutieren, habe ich erst Argumente für und gegen die einzelnen Kandidaten und meist ein Bauchgefühl und am Ende habe ich eine Stimme. Und dieses Ja oder Nein gebe ich zu Protokoll und entscheide so - nicht allein, zwar aber doch deutlich direkter als bei einer politischen Wahl, wo ich (nur) mein Kreuz auf einen Zettel setze. Alles ganz normal.
Dennoch wird es mir zwischendurch immer wieder bewusst, was ich da eigentlich tue. Dass ich mit meiner Meinung, meiner Stimme, über die berufliche und familiäre Zukunft von Menschen entscheide. Ich entscheide mit dieser Stimme ja nicht nur, wer unser neuer Kollege wird und mit wem ich nächsten Winter zusammenarbeite, sondern ich entscheide auch, ob jemand aus Spanien nach Deutschland zieht. Ob jemand den Sprung von seinem alten Berufsbild in eine neue Richtung schafft. Ob jemand nach seiner Rückkehr aus Mittelamerika eine schlecht bezahlte, aber doch für ein paar wenige Jahre sichere Stelle hat, oder ob es doch erst mal mit Honorarjobs weitergeht.
Wahrscheinlich ist es gut, sich das gelegentlich vor Augen zu halten, wenn man schnell und vielleicht voreilig die Tafel mit der schlechten B-Note zücken will. Und ich bin froh, dass es in meinem Beruf nicht üblich ist, diese Art von Entscheidungen alleine zu treffen. Trotzdem ist es ein merkwürdiges Gefühl, heute Nachmittag wieder einmal darüber entschieden zu haben, wer weiter Bewerbungen schreiben muss und wer sich ein Zimmer hier in der Provinz suchen sollte, weil wir bald eine Menge Arbeit für ihn haben. Und versuche mir vorzustellen, was die Kandidatin, auf die heute die Wahl gefallen ist, wohl gerade macht. Ich hoffe, sie steht zum Beispiel mit einem Glas Wein auf dem Balkon und ist mit sich und der Welt zufrieden.