Mittwoch, 30. April 2008

Era en abril

[...]

No pudo llenarse la boca de voz,
apenas vació el vientre de mi dulce amor.
Enorme y azul
la vida se le dio.
No pudo tomarla, no pudo tomarla,

de tan pequeño.

[...]

Nichts zu sagen, nichts zu schreiben. Nur dass wir traurig sind, beste Anna.
Eleni. Kalinichta, Eleni.

Sonntag, 27. April 2008

Maskenball umgekehrt

Eine Bloglesung ist wie ein umgekehrter Maskenball. Man geht gänzlich unverkleidet, als fleischlicher Mensch der Kohlenstoffwelt, mit einem Namen, der auch im Ausweis steht und mit einem offenen Visir. Und die fehlende Camouflage ist die beste Tarnung.
Ich werde erst erkannt, wenn ich mein Pseudonym nenne oder vorgestellt werde: "Das ist die Percanta aus dem Internet." Karneval andersherum. Rätseln. Suchen nach einem verräterischen Detail. Die Eingeweihteren frage ich flüsternd, wer denn dies sei, und wer jener? Die Leute im Raum erkennen, wenn sie sich noch einmal kurz ihre Masken vor die Augen halten.
Der staunende Blick auf die Gesichter hinter den Avataren. Sofortige Vertrautheit bei denen, die zwar unter falschen Namen, aber mit echten Fotos bloggen. Die Nähe ist sicher trügerisch, Lesen und Gelesenwerden in deutlichem Ungleichgewicht. Einmal entschuldige ich mich, dass ich so mitten im Gespräch beginne. Ich muss kurz an Begegnungen mit Tagesschausprechern denken: Aber Sie müssen uns kennen, Herr Wickert, wir schauen doch jeden Abend die Nachrichten!

Einige der Vertrauten lesen Texte vor, die ich schon vor längerer Zeit, als die Worte noch ganz frisch waren, selbst gelesen hatte. Und hinterher kann man sich nicht mal die Blogs signieren lassen.
Wer in meiner Blogroll untereinander steht, sitzt nun kichernd nebeneinander auf dem Sofa.
Dieser Dialekt, hinreißend! Größer als erwartet, und lockiger. Der Humor - genauso. Der Charme auch. Dem gezeichneten Selbstporträt so ähnlich. Und Mimik, die Leute haben Mimik!
Wir nennen uns weiterhin bei unseren erdachten Namen, trinken echtes Bier und sehen einander ins ungepixelte Gesicht.
Und das Blogbaby duftet in meinem Arm und hat genau das richtige Gewicht für Glück.

Donnerstag, 24. April 2008

Vergleiche, die die Welt erklären

Eine Raucherzone im Restaurant ist wie ein Pissbereich im Pool.

[Danke, Karriebibel.]

Mittwoch, 23. April 2008

Gründlich

Manche Studentinnen (wie ich nach der Handschrift vermute) arbeiten wirklich außerordentlich gründlich. Ich dagegen nahm das Buch nur zum Quergucken in die Hand, um an den Bleistift-Intertexten hängenzubleiben.
Dass - in einem Bibliotheksbuch, grmpf- ein guter Teil der Wörter als Vokabeln verstanden und an den Rand oder über die Zeile geschrieben wird, kennt man.
Fett in Klammern stehendes ist jeweils als Bleistiftkommentar zu denken:


Así, un ángel se encarga [übernehmen] de trasladar [Umsetzung] al monje [Mönch] Barlaán a su lado para que transforme su congoja [Schmerz] de haber nacido para la muerte en desdeo ardiente [brennend] de vida eterna [ewig], mediante la instrucción cristiana y el bautismo [Taufe].

239 Seiten, ein langer Weg.

Wirklich beeindruckend aber der Fleiß, der schon im Inhaltsverzeichnis ansetzt:

Capítulo I: Las Fuentes [Quelle, Schlüssel] ... 17
Capítulo II: Interpretación moral ............. 35
Resumen .......................................... 44 [10 Seiten]
Capítulo III: Interpretación política ........... 45
Resumen .......................................... 57 [14 Seiten]
Capítulo IV: Interpretación filosófica ......... 59

Und so weiter.
Schön, dass das mal quantitativ ausgewertet wurde.

Montag, 21. April 2008

Veto

Ich weiß nicht, ob das gelebte Demokratie ist oder ein Staatsstreich. Jedenfalls legt im fragilen Zusammenspiel der Kräfte Pflichtgefühl, Ehrgeiz, Angst und Lust letztere gerade konsequent ihr Veto ein. Und verschwindet in den Urlaub, einfach so. Woraufhin Pflichtgefühl und Ehrgeiz die Versammlung für nicht beschluss- und sich selbst für arbeitsunfähig erklären und erst mal einen Kaffee holen. Nur die Angst, die dreht, so von allen guten Geistern verlassen, fleißig weiter am Rad.
Ich kann so nicht arbeiten.


Als Freiberuflerin hat sie Zeit, mit ihrem Hund zu spielen.

Lesen bei Moni Wasweissich .
So schön ist das nämlich!

Freitag, 18. April 2008

Zäh [2]

Was mir beim Titel des letzten Postings einfällt, ansonsten gar nichts damit zu tun hat:
Ich höre ja visuell. Das heißt, dass ich gesprochene Worte vor dem berühmten inneren Auge als geschrieben Worte sehe. Nicht immer, aber meistens, und je konzentrierter ich zuhöre, desto ausgeprägter. Darum muss ich auch immer wissen, wie sich Namen schreiben, sonst ist da ein verschwommener Fleck im Schriftbild.
Bei mir hat jedes Gespräch Untertitel.
Um zum Auslöser zurückzukommen: Ohne mir darunter etwas vorstellen können, habe ich früher bei Staumeldungen im Radio immer "C-fließender Verkehr" gehört.

Zäh

Es läuft gerade ein wenig zäh und mühsam, und vor allem habe ich seit dem Wochenende schlagartig keine Lust mehr. Nicht zum Bloggen, Bloggen ist prima, auch wenn ich mich gerade rar mache.
Widerwillen beim Öffnen des Dokuments. Unlust, schon wieder die eigenen Sätze zu sehen. Gezieltes Ablenken mit allem Möglichen.
Aber immerhin: Die noch etwas dünne Diss hat jetzt genauso viele Seiten wie die viel zu dicke Magisterarbeit. Jetzt schreib ich noch eine kürzere Magisterarbeit dazu, dann reichts.

Wenn nur der Inhalt nicht wäre, getippt ist das ja schnell.

Sonntag, 13. April 2008

Zunächst den Bewohnern Pommerns hochachtungsvoll gewidmet

Das Buch meiner Ururururgroßtante Wilhelmine (nachgezählt, 4 Urs, ihr Bruder war mein Ururururgroßvater), der historische Roman Die Belagerung von Stralsund, weist eine Fülle von Paratexten auf. Gewidmet ist er ("zunächst" und "hochachtungsvoll") den Bewohnern Pommerns, und auf dem Titel sind zur thematischen Situierung einige Verse aus Wallensteins Lager von Schiller zitiert:

So ein Bramarbas und Eisenfresser,
Will einnehmen alle festen Schlösser,
Rühmte sich mit seinem gottlosen Mund:
Er müsste haben die Stadt Stralsund,
Und wär' sie mit Ketten an den Himmel geschlossen.

Zwischen dem im Weblog bereits zitierten Vorwort und dem ersten Kapitel ist ein weiteres Gedicht über Stralsund eingefügt, dieses wohl von der Verfasserin selbst. Der Ton ist ein anderer als im Wallenstein-Auszug, und in dieser Differenz deutet sich wohl die Spannung zwischen der "Romantik", den "süßen anziehende[n] Verhältnisse[n]" und den "Kriegsscenen, Intrigue, Witz, Abenteuer [...]", wie sie die "Damenwelt" einerseits und der "Cavalier, der Militair, der Civilist dieses oder jenes Standes" andererseits fordern [Vorwort, VI]. Gemeinsam ist beiden Texten die Verbindung zwischen der Stadt Stralsund und dem Himmel.
Hier das Gedicht auf Stralsund von Wilhelmine von Sydow, genannt Isidore Grönau, 1861. Der "W" zu Beginn ist im Original mit einer haarfeinen Efeuranke umzeichnet:

Wer im Volk wüßt' nicht zu sagen,
Wo das alte Stralsund liegt?
Seine stolzen Thürme ragen,
Wo der kühle Belt sich wiegt;

Wo die schöne Jungfrau Rügen
Sich zum starken Pommern sehnt;
Sich an seine Brust zu schmiegen
Ihre weißen Arme dehnt.

Wo das Meer, das dunkelblaue,
Drum so ruhig fließt vorbei,
Daß sich S t r a l s u n d d'rin beschaue
Und erkenn' wie schön es sei.

S t r a l s u n d ' s Thürme sind Gedanken,
Einfach, aber hoch und kühn;
Wie Gebet hinauf sie ranken
Und das Herz zum Himmel ziehn.

Donnerstag, 10. April 2008

Biber mit Zahnweh

Das geht ja eigentlich gar nicht, Biber sind schließlich die Schutzpatrone der Zahnpasta.

Dennoch: Als ihre Stimme erkältet und wunderbar verraucht und verrauscht war, hat Isa das Biberfieber-Lied neu aufgenommen. Ein Highlight der Blogliedkunst.
Ich kannte das Lied vorher nicht, was bedeutet, dass ich es nun nur mit Isas Stimme denken kann - und weil Bloglesen die Wahrnehmung der Welt ändert, höre ich nun beim jedem Krankheitsbericht die Biber im Hintergrund.

Wenn also Blogger und Twitterer Zahnweh haben (und Merlix hat die verschärfte Variante "Hysterischer Phantomzahnschmerz, stressbedingt", darauf muss man erst mal kommen!), geht das nicht ohne Biberlied.
Merlix, Herzdame, Jawl, dach ift für Eudch.

Twitterherzen mit Zahnschmerzen, diese Armen!
Kann sich keiner dieser Tweetherzen erbarmen?
Hätten sie gesunde Zähne
und auch sonst keine Probleme
und ich Alkohol, wie wär das alles wunderbar.

Bitte zur Melodie von Biberfieber; heute aus gegebenem Anlass wie Robert Gernhardts "Knebellied" mit betäubtem Mund zu singen.

Twichferherdfchen mit Dchahndchmerdchen, diefe Armeng!
Kann fich keiner diefer Tchfeetherdfchen erfarmeng?
Häffchen fie gefundche Dchfähne
unf auch fonfch keine Flochfleme
unf ich Alfohol, fie fär daf allefch dchfunderfar.

Gute Besserung.

Spam-Schutz

Liebe Kommentier-Willige,
da in letzte Zeit wieder Spam-Links zu virenverseuchten Seiten in die Kommentare gesetzt wurden, habe ich die zwischenzeitlich desaktivierte Wortbestätigung als Spam-Schutz wieder eingeführt. Lasst Euch davon bitte nicht aufhalten, liebe echte Menschen.
Dabei fiel mir auf, wir irrational ich mit Angriffen (und mit Bärenliebe) umgehe. Sicher wurden weder ich noch der verseuchte Blog-Beitrag bewusst ausgesucht; die Spammer haben ihren Müll einfach in den neusten Text gesetzt. Inhaltliche oder ästhetische Kriterien dürften keine Rolle gespielt haben. Dennoch gibt es mir einen Stich, dass ausgerechnet der Beitrag zum alten Bären Jochen, zum geliebten Teddy meiner geliebten Mimi, dazu missbraucht wird. Ich empfinde es wirklich als Missbrauch, als hässlichen Angriff auf die Liebsten.
Irrational, ich weiß, sie waren nicht gemeint.
Dennoch: Hände weg von meinen Herzensdingen, Ihr $&"%!}§-Spammer*!

* wer mag, darf das in Klartext auflösen. Ich schimpfe auf Spanisch oder Kryptisch souveräner; "albernes Saupillermannarschloch" als Größte Anzunehmende Beschimpfung geht mir einfach nicht flüssig von den Lippen. Nicht mal schriftlich.

Montag, 7. April 2008

Jochen [Teddybärwochen Teil 3]

Auch zum Senior unserer Bären ein Beitrag von Mutti.


Dieser Bär heißt Jochen und gehörte der Großmutter von Percanta.
Leider wissen wir fast nichts über ihn. Er muß ungefähr 85 Jahre alt sein und hat mit der Großmutter gemeinsam die Kindheit auf Usedom verbracht. Trotz aller Not hat er die Flucht in den ersten Jahren nach dem Krieg überstanden und ist im Westen gelandet.
Bei aller großen Liebe für ihre Kinder und Enkelkinder hat die Großmutter ihn aber immer vor zu stürmischen Kinderarmen in Sicherheit gebracht. Es tat ihr weh, wenn er ruppig behandelt wurde.
Jetzt sitzt Jochen mit anderen Teddies im Gästezimmer und blickt nach Teddyart stumm in die Weite.



Monika [Teddybärenwoche Teil 2]

Zur Teddybärenwoche ein Gastbeitrag von Mutti, denn niemand kennt Monika besser.


Mein Bär heißt Monika.
Vor ungefähr 55 Jahren hat meine Omi ihn mir von einem Besuch bei ihrer Schwester in ihrer alten Heimat auf Usedom mitgebracht.
Monika war nie weich und flauschig, sie hatte immer ein etwas rauhes Fell und einen ganz festen Körper. Vom Fell sind nur noch vereinzelte Fusseln übrig, die Schultern und Hüften sind mit vielen verschiedenen Stoffstücken verstärkt, ein Strampelanzug von Percanta hält alles an Ort und Stelle. (Bei Percanta hat der Anzug nicht so stramm gesessen!)
Monika sollte einmal in "Dagmar" umgetauft werden, weil meine Lieblingslehrerin in der ersten Grundschulklasse so hieß. Das hat dann aber doch nicht geklappt; beim abendlichen Zuflüstern hatte ich bald das Gefühl, daß meine kleinen und großen Kummer nicht in die "Dagmar" drangen. So heißt sie bis heute Monika. Und ist eigentlich auch kein Bär, sondern eben Monika.
Irgendwann habe ich versucht, ihr einen Pony zu schneiden. Ich habe nie einen getragen, vielleicht sollte sie deshalb einen haben. Es ging jedenfalls nicht gut, seitdem war auf ihrer Stirn die Sägespäne zu ahnen und im Laufe der Zeit trat ihr Innenleben immer mehr zutage.
Im letzten Jahr habe ich ihr einen Flicken draufgenäht und nun hat sie ein bißchen Ähnlichkeit mit Gorbatschow. Ich glaube, das werde ich nochmal ändern.

Samstag, 5. April 2008

Zielgruppenorientierung

Mein kleiner a-cappella-Chor probt gerade für ein Abendkonzert. Aufwand und Programm sind übersichtlich, dennoch kommt wie immer am Ende solcher Projekte die Frage auf, ob man das einmal Einstudierte nicht auch noch woanders singen könnte. Einer der Tenöre hat Erfahrung als Gefängnispfarrer, und er schlägt vor, das Konzert in der JVA zu wiederholen.
Der Chorleiter scheint nicht überzeugt. Ob denn das aktuelle Programm mit dem Madrigal im Mittelpunkt das richtige dafür sei? Oder ob wir für ein Konzert im Gefängnis doch etwas anderes vorbereiten sollten?
"Die Gedanken sind frei", schlage ich vor. Die andere Altistin ergänzt: "Und dann noch Das Wandern ist des Müllers Lust."

Donnerstag, 3. April 2008

Vom Guten, Schönen, Bären.

Liebe Anke, hier mein Beitrag zur Teddybärenwoche.

Dummer alter Bär, sagte Christopher Robin. Dünner alter Bär, sage ich. Und beide meinen wir Pu.


Pu habe ich zur Geburt geschenkt bekommen. Damals war er größer als ich, und während ich eher kahl war, war Pu sehr weich und flauschig. Heute ist er dünn und abgeliebt und hat an einigen Stellen, am Hals und an den Fußspitzen vor allem, überhaupt kein Fell mehr. Der Kopf ist wackelig, das rechte Auge ein bisschen trüb, und am linken Arm hat er einen Brandfleck.
Er ist ein Melancholiker. Er kann gut zuhören, liegt genau richtig im Arm und sein rauhes Fell hat in den letzten 31 Jahren viele meiner nächtlichen Tränen aufgenommen.

Wir haben immer zusammen gewohnt, nur nach Südamerika habe ich ihn nicht mitgenommen. Nicht aus falscher Scham, nur aus Sorge, ihm könnte etwas zustoßen, er könnte gestohlen oder entführt werden oder bei einem Erdbeben verloren gehen. Nicht auszudenken.
Im Urlaub in Dänemark hatte er ein Loch im Hals, und damals habe ich entdeckt, dass er im Kopf eine gelbe Materie hat, die sich verdächtig nach Schaumstoff anfühlt. Ich war acht, und es war entsetzlich. Ein Riss in der Welt, ein wenig wie die Erkenntnis der Sterblichkeit.
Mein Trost, mein Bär, mein Pu.



* * * * *
Mutti, könntest Du bitte Jochen und Monika-mit-dem-kurzen-Pony fotografieren und etwas über sie schreiben?

Teddybärenwoche auch bei
Isa (Brummi, mit Ton)
Lu (Hundi)
Kiki (Wuff, aber eigentlich ist das Herr Brandau, der Bär von Bruder #2)
Markus (Martin, im Selbstgestrickten)
Thommy (Toldie)
Frau Klugscheißer (Teddy)
Flummi (Norbert)
Dirk (nennen wir ihn Waffenbruder)
Sprachspielerin (ein dreinamiger Affe, vertreten durch ein Schildkrötenungeheuer)
Svensonsan (monchichifressender TIGER)
und natürlich bei Anke mit Teddy, einem Sprechbären und dem Tarnbären.