Montag, 30. April 2007

Hundeführerschein

Im Unterschied zu mir ist meine Freundin M eine erklärte Hundefreundin. (Ich bin nicht nur keine erklärte Hundefreundin, sonder gar keine, von sehr vereinzelten Ausnahmen wie Sam mal abgesehen). Nun möchte sich Freundin M einen Hund zulegen, und am Telefon erklärte sie mir, wie er sein soll:

[Listen, die erklären, wie etwas oder jemand sein soll, das oder den man sucht, erinnern mich übrigens unweigerlich an frühe Spanisch-Lektionen, da diese Wünsche subjuntivo nach sich ziehen und man den Gebrauch des subjuntivo also wunderbar und stundenland mit solchen detaillierten Wunschlisten üben kann. "Busco una casa que tenga vista al mar" und so. Aber zurück zum Hund.]

Sie sucht also einen Hund mit folgenden Merkmalen:
Einen Hund aus dem Tierheim, der schon ein wenig älter ist und auch mal ein paar Stunden allein sein kann. Außerdem sollte er nicht zu groß sein und keine schwarzen Haare hinterlassen.
Und er sollte Auto fahren können.

Er sollte Auto fahren können! Ja holla, so einen Hund würde ich auch nehmen! Wenn er dann den Wagen auch noch selbst mitbringen würde... perfekt!

Donnerstag, 26. April 2007

[Rhetorik]

Der schönste Satz heute kam von einem sehr alten Mann. Er stellte sich kurz vor Ladenschluss hinter mir an der Supermarktkasse an:

"Sie haben viel und ich habe es eilig.
Lassen Sie mich vor?"

[Ich ließ und er eilte weiter. Und versprach mir noch über die Schulter, ich käme in den Himmel. Nicht so eilig, hoffe ich.]

Dienstag, 24. April 2007

Vom langsamen Vermüllen

Auch wenn das Wort "Messi" dank eines kleinen argentininschen Fußballers eine positive Aufwertung erfahren hat (Bruder #2 empfiehlt dazu dieses Video, Achtung, Ton leise drehen!), weckt es doch bei einem kritischen Blick in die eigene Wohnung die Angst davor, im eigenen Kram unterzugehen.
Weder Percanto noch ich sammeln ausdrücklich und gezielt irgendwelche Dinge. Es sammeln sich bei uns aber Bücher, CDs, Zeitungen, Schuhe, Schreibgeräte, Fotos und überhaupt bedrucktes Papier aller Art; dies geschieht unsystematisch und nicht einem höheren Ziel untergeordnet. Setzkästen kommen uns nicht ins Haus.

Es geschieht, und es geschieht unkontrolliert; manche Dinge scheinen sich zu vermehren, wenn man die Tür von außen schließt, andere werden fast von alleine mehr, wie die Zeitungen, wieder andere, wie insbesondere die Bücher und ja, auch die Schuhe, bekommen gelegentlich erwünschte Geschwister.
Dennoch: Die Angst davor, in der eigenen Wohnung zwischen den Dingen nur geduldet zu sein und den Lebensraum peu à peu an Gegenstände zu verlieren, ist vermutlich nicht ganz unberechtigt, denn weder Percanto noch ich können gut wegschmeißen.
Bei einigen wenigen Dingen hat das einen praktischen Aspekt, so weiß ich nicht, was ich mit dem halbleeren Eimer angetrockneter Farbe der Vormieter machen soll. Sowohl Müll- als auch Sperrmüllabfuhr haben ihn mir zurückgebracht, und um diesen Eimer mit den Rad in einen Wertstoffhof zu bringen, den es vermutlich auch in unserer Stadt in einem Industriegebiet gibt, ist der Leidensdruck wohl noch nicht groß genug. Diese Fälle sind aber, dies sei zugegeben, die wenigsten.

Wesentlich häufiger handeln wir mit einer gewissen Nachkriegs-Sparsamkeit: Diese Stiefel haben zwar einen indiskutabel schiefen Absatz und sind vorne auch nicht ganz dicht, wenn aber mal wirklich Sauwetter herrschen sollte, will ich ja auch nicht mit den guten Schuhen aufs Land. (Auf welches Land, könnte man sich natürlich fragen). Und die Linguistik-Unterlagen aus Tübingen, wer weiß, vielleicht brauche ich sie doch noch. Und bevor nicht die Schulhefte aus der 5. Klasse im Altpapier liegen, sind Dinge aus dem 2. Semester einfach noch nicht dran. Und wer weiß, wofür man eine Tasse ohne Henkel brauchen könnte. Als Pinselbecher, zum Beispiel, oder für absolut notwendige Einsätze, die exakt in dem Moment manifest werden, wenn das lange aufbewahrte Stück gerade abgeholt wurde. Die Zeitung vom letzten Wochenende habe ich übrigens auch noch nicht durch, vielleicht schaffe ich sie noch. Pappkartons und gepolsterte Umschläge sind sowieso aufzuheben für den nächsten Geburtstagskuchen oder die nächste CD, die sich per Post auf den Weg zu Freunden machen. Eine gewisse Prägung durch meinen Vater ist hier nicht auszuschließen. Mir ist in lebhafter
Erinnerung, wie in meinem Elternhaus ein abgebrochenes Messer aus dem Keller eines Tages fort war - und just an diesem Tag erstmals dringend gebraucht wurde. Also, auch die mehrfach getapeten Stummelmesser aufheben!

Schlimmer als diese praktischen Beweggründe sind die sentimentalen. Die Fotos, die ich in meinem Leben weggeworfen habe, könnte ich vermutlich alle einzeln benennen. Gegenstände aus fernen Ländern finden den Weg in den Müll niemals, denn wer weiß, wann man mal wieder dorthin kommt? Doch, es gab vor einiger Zeit ein paar Ausnahmen: der peruanische Kerzenständer ist in so viele Teile zerbrochen, dass ich einfach so getan habe, als könne
man ihn nicht mehr reparieren und die Bruchstücke mit geschlossenen Augen und heimlich erleichtert in den Müll befördert habe. Eine weitere Ausnahme sind die Wollhandschuhe und die Umhängetasche, in deren reiner Alpakawolle Motten siedelten und von dort aus Angriffe auf alles andere flogen: weg!

Die dritte Schwierigkeitsstufe im Wegwerfen wird erreicht, wenn diese Gegenstände Charakter haben. Dafür reicht ein wie auch immer geartetes Gesicht. Wie gefährlich Gesichter für eine leere, luftige Wohnung sind, kann meine Mutter bestätigen: Hässlichste Überraschungseifiguren okkupieren Platz auf dem Küchenregal, Schoko-Marienkäfer sitzen in großen Schwärmen im Bücherregal, weil etwas, was einen anguckt, nicht beseitigt werden kann. Es ist deshalb als ein Akt der Gnade zu werten, wenn mein Bruder einen kleinen, funktionslosen Plastikroboter einem Massaker unter Schuhgröße 47 unterzieht und ihn dadurch mülleimerfähig macht.
Rettung winkt mit dem Partner: Jemand, der alles zurücklässt (Heimat, Eltern, Kinderzimmer) und mit nichts weiter als einer Tasche und einem Rucksack ein neues Leben aufbaut, der muss doch für dieses Vorhaben der richtige sein, fähig, Wichtiges von Überflüssigem zu scheiden und sich von letzterem zu trennen!
Doch gefehlt... Dinge mit Gesicht üben auf Percanto die gleiche Wirkung aus wie auf uns. Schneemänner aus dem Kindergarten stehen nun mit einer Plastikgiraffe unschuldig lächelnd zwischen den Basilikumtöpfen.
Manchmal packt es mich dann doch, und ich werfe zuerst die Dinge weg, an denen ich doch ein wenig hänge, denn wenn die schon in der Tüte liegen, warum dann noch Mitleid haben mit dem verbogenen Alulöffel aus der Mensa (obwohl man den sicher gut zum Farbe rühren nehmen könnte)?
Bei dem letzten Anfall dieser Art war ein kleiner Bär mit in den Kopf geschraubtem Schlüssel-Ring und Werbeschriftzug auf der Fellbrust unter den Opfern, doch Percanto hat ihn aus dem Müll gerettet. "Das ist doch ein BÄR!" (Ein Lebewesen, quasi!)
Eines der widerstandsfähigsten Opfer meiner Regulierungswut ist aber ein Tennisball, der nun schon zwei meiner Anschläge überstanden hat.

Nach dem ersten habe ich ihn selbst wieder aus dem Müll gefischt, weil er mich so vorwurfsvoll ansah. Den zweiten Versuch - mit geschlossenem Deckel - hat Percanto vereitelt und den Ball gerettet. "Siehst Du nicht, wie er Dich anguckt?!" Doch, doch, ich sehe... Er hat es jedenfalls wieder geschafft (merke: Niemals einem kaputten Ball in einem Moment des Übermuts Augen aufmalen! Wegen "die Geister, die du riefst" und so!) und liegt im einen Billy, zweites Brett von unten, bei den Kochbüchern. (Oben stehen vor den Reclam-Lektüreausgaben die Schülergeschenke.)

Hife! Luft! Frei von Ballast in hellen, leeren Räumen leben! Das wäre mein Ideal!

Nur meine Bücher müssten natürlich da sein. Mein alter Bär, ohne Diskussion. Und die Fotos, und die Kameras, klar. Meine Stifte, auch der kanadische, auch wenn er eigentlich nicht mehr schreibt, aber den haben die Verwandten aus Toronto mitgebracht.

Und der Tennisball, der auch, denn wer hat schon einen solchen?

Hilfe! Auxilio! Sorcorro! Help!


Freitag, 20. April 2007

Butterbrot, Bücherbord


Herr von Meppen sagt, dass man Bücher nicht essen kann. Das ist nicht von der Hand zu weisen. Da man aber auch Brot nicht lesen kann, läuft es wohl auf ein Patt hinaus.
Und irgendwann im Leben muss man einfach eine Entscheidung treffen.



Sinnlose Koinzidenz

Jetzt und in diesem Moment stimmen Blogbesucherzahl und mein Geburtsjahr überein (schon mindestens seit 1800 kann ich den Blogcounter nur als Jahreszahl lesen).
Aber wenn SIE das jetzt lesen, ist die Übereinstimmung natürlich schon wieder dahin.


Was immerhin bedeutet, dass Sie mit Blick auf den Zähler einen "terminus ante quem" für meinen Geburtstag haben.

Deutsch als Fremdsprache, Abteilung Missverstandene Redwendungen [4]


"Da treffen Sie mich auf einem wunden Fuß."

[Danke, Herr cand. Prof.]


Dienstag, 17. April 2007

...


"A cappella ist Singen ohne Musik."


Samstag, 14. April 2007

Spülerbe

Meine Mutter nimmt zum Abwaschen einen Lappen.
Mein Vater eine Bürste.
Ich einen Schwamm.

Frage: Welches Gen ist fürs Spülen verantwortlich?


(Vielleicht sollte ich Drittmittel beantragen, eine Forschungskommission einsetzen, die Untersuchung ausweiten und auch meine Brüder einbeziehen. Möglicherweise ließe sich ein Zusammenhang zwischen Spülwerkzeug und Augenfarbe feststellen.)

Alle Jahre wieder

Ich möchte einen Balkon haben. Dringend. Bitte.


Blaue Zahl von Dringlichkeit



[Klicken vergrößert]

Aufmerksamkeit!
Mein Favorit unter den absurden Schildern. Von meinen Eltern in Italien gefunden (ist im mee, oder auf dem strand kann es geschehen). Danke!


Mittwoch, 11. April 2007

Beliebte Vornamen #3

Heute, mit meiner Mutter auf dem Weg zu mir nach Hause, haben wir einen Abstecher zum Wolfsburger Friedhof gemacht. Dort liegen meine Großeltern, mein Großvater hat heute Todestag und wir haben das Grab ein wenig entwintert und Blumen gebracht.

Einige Reihen weiter liegt ein Ehepaar, weißer Stein, geschwungene Buchstaben. Sie heißt Emma Mai, er August Mai.

August Mai, geboren 1899, gestorben 1981.

Ich stelle ihn mir nett vor. Sommerlich.
(Tag und Monat der Lebensdaten standen nicht auf dem Stein.)

Kommentare

So, das lockere Rad auf der Autobahn heute hat es zum Glück bis in die kurzentschlossen angesteuerte Werkstatt geschafft und ich bin wieder da!

Das hartnäckige Schweigen in den Kommentaren habe ich bisher als Ausnutzung Ihres Rechtes auf Aussageverweigerung verstanden, vorgestern bekam ich aber netterweise eine Mail, die mich auf einige technische Probleme der Kommentarfunktion hinwies. Da ich ja durchaus gerne mal etwas von Ihnen lesen würde, habe ich nun etwas geändert; im Moment (das heißt: bis wieder Spam eintrudelt) sollte es ohne Registrierung - und damit überhaupt - funktionieren.
Also, fühlen Sie sich frei zu sprechen, oder schweigen Sie, wie es Ihnen beliebt.
Und sollten Sie schreiben wollen, aber durch das System gehindert werden, sagen Sie es mir doch per Mail. Dann versuch ich es noch einmal anders.

Donnerstag, 5. April 2007

Weinen, Klagen...

Mehr über Dresden wollte ich also berichten, wenn die Fotos fertig sind. Als alter Analogfotografierer genieße ich immer noch den Moment, drei oder vier Tage nach einer Reise die entwickelten Bilder abzuholen, gespannt die Fototaschen zu öffnen und dann all die Fotos in der Hand zu halten und kritisch und freudig zu begutachten.
Dieses Mal war ich mit meiner neuen alten Kamera unterwegs, einer Contax mit Zeiss-Objektiv, die mir jeden Tag besser gefallen hat. Meine mitreisende Freundin war durch ihren Fotografen-Mann zum Glück Kummer gewöhnt und hat geduldig gewartet, wenn ich verschiedene Blenden probiert, mich auf den Boden gelegt oder lange nach dem perfekten Blickwinkel gesucht habe.
Heute also wollte ich die drei Dresden-Filme abholen, und in den Tüten war - nichts! Nur vollkommen transparente Negativstreifen, in allen drei Taschen. Von 100 Fotos ist kein einziges etwas geworden. Keins! Und ich habe keine Ahnung warum.
Eigentlich wollte ich Fotos zeigen und erzählen vom Trinitatisfriedhof, wo ich die alten Grabstellen der Familie ge- bzw. besucht habe, mit Vorfahren, die zum Teil noch im 18. Jahrhundert geboren waren, der älteste 1783. Und vom Grab "unseres" Ferdinand von Raykis, der direkt nebenan liegt. Von dem Kreuz aus dem 19. Jahrhundert, auf dem nichts weiter als "Wiedersehn!" stand.
Natürlich auch von der Frauenkirche und dem alten Kuppelkreuz. Von der merkwürdigen Mischung aus Plattenbauten und Barock, Schlössern und Baugruben.
Fotos zeigen von goldenen "C" über Türbögen und blauen "M" an Bauzäunen.
Fotos von einer Freundin und ihren kleinwinzigen Kindern.
Nichts!
Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen.

Man soll sein Herz nicht an Dinge hängen, ich weiß, aber mit Fotos - mit fehlenden Fotos! - kann man mich treffen.

Ich muss da sofort wieder hin.

Montag, 2. April 2007

Schwärmen


Zu Dresden schreibe ich sicher noch etwas, wenn die Fotos entwickelt sind. Heute nur: Ganz kurz vor der Abreise habe ich mich mal wieder ein bisschen in Moritz Graf von Sachsen verliebt: